Nachhaltige Geldanlage, nur mit der Frauenquote hapert’s noch: Regionalwert AG

Mutmacher mit Rendite

Die Regionalwert AG unterstützt regionale Landwirtschaft

Wer sein Geld in Aktien anlegt, will Rendite sehen. Das ist auch bei der Regionalwert AG Rheinland nicht anders. »Unsere Aktionäre sind allerdings weniger auf eine ökonomische Rendite aus, sondern mehr auf eine ökologische und soziale«, sagt Dorle Gothe, die der Regionalwert AG Rheinland vorsteht. Die Organisation gründete sich im April 2016, um die regionale Landwirtschaft im Raum Köln, Düsseldorf und Bonn zu stärken. Anfang November hat die Regionalwert AG zum dritten Mal ihre »Bürgeraktien« ausgegeben. Mit 1200 neuen Aktien will die AG ihr Kapital um eine halbe Million auf 1,5 Millionen Euro erhöhen. »Wir machen Gewinn mit Sinn«, sagt Gothe.

In der Eifel, am Niederrhein und im Bergischem Land gibt es nach wie vor viel Landwirtschaft. Doch zum einen liegt der Anteil der Bio-Betriebe bei nur einem Prozent, zum anderen vertreiben wenige Erzeuger ihre Produkte in der Region. In den vergangenen drei Jahren hat die Regionalwert AG vor allem gezielt einzelne landwirtschaftliche Betrieben unterstützt. Die Organisation half einer Käserei in Kalteiche in der Nähe von Siegen, sich über regenerative Energien zu versorgen, und einem Landwirt aus Pulheim-Stommeln, in Ehrenfeld einen Hofladen zu eröffnen. Das Netzwerk der Regionalwert AG besteht mittlerweile aus 20 Landwirten. Hinzu kommen 20 Betriebe, die eng mit der Organisation kooperieren.

Mit der dritten Kapitalerhöhung möchte die Regionalwert AG bessere Strukturen für regionale Landwirtschaft aufbauen. Bisher funktioniere regionale Bio-Landwirtschaft nur in der Nische, sagt Dorle Gothe. »Im Einzelhandel lässt sich kein Geld verdienen, weil kleine Betriebe die Mengen nicht liefern können.« Gleiches gelte für die Belieferung großer Gastronomien oder Gemeinschaftsverpflegungen von Kommunen. »Eine Großküche braucht für ihre Arbeitsabläufe vorverarbeiteten Kohl oder geschälte Kartoffeln«, sagt Gothe. Einzelne Bauern der Region können das kaum leisten. Die Landwirte vermarkten ihre Produkte deshalb meist über Genossenschaften, anstatt sie selbst in der Region anzubieten. Die Regionalwert AG will den Landwirten helfen, indem sie etwa Lieferketten verbessert oder zusätzliche Möglichkeiten schafft, zu schlachten oder Gemüse zu verarbeiten. »Wir wollen ein Mutmacher sein für die Landwirte, um auf Bio-Landwirtschaft und regionale Vermarktung umzustellen«, sagt Gothe.

Um die Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln zu erhöhen, will die Regionalwert AG politisch aktiv werden, und etwa auf die Beschaffung von Kommunen einzuwirken. Die Stadt Bonn hatte jüngst beschlossen, in der Kita-Verpflegung künftig zehn bis 20 Prozent Biolebensmittel zu nutzen. Auch die Stadt Köln will mehr regionale Bio-Lebensmittel einkaufen. »Wir möchten im Gegenzug dafür sorgen, dass die Erzeuger diese Nachfrage bedienen können«, sagt Dorle Gothe von der Regionalwert AG. Ob kurze Transportwege, ein positiver Einfluss von nachhaltiger Landwirtschaft auf Umwelt und Natur oder Arbeitsplätze im traditionellen Lebensmittelhandwerk — letztlich biete die regionale Vermarktung nur Vorteile. Den meisten der bislang 323 Aktionäre reichen diese Vorteile aus. Der Schritt in größere Absatzmärkte für regionale Bio-Lebensmittel soll für die Regionalwert AG aber auch ein Schritt hin zum unternehmerischen Handeln werden. »Wir wollen Geld erwirtschaften, um es in die Zukunft der regionalen Landwirtschaft zu investieren«, sagt Gothe.

»Support your local farmer! Stammtisch der Regionalwert AG«:
9.12., 19–21 Uhr, Hellers Biobrauerei
mehr Informationen: regionalwert-rheinland.de