Krawall und Remmidemmi: Nö-Theater

Und immer wieder Revolution

Das Kölner Nö-Theater feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen

Wie politisch kann das Theater sein? Das kollektiv organisierte Nö-Theater setzt sich in seinen Stücken mit dieser Fragen auseinander — seit zehn Jahren. Ihre künstlerische Herangehensweise gleicht dabei immer auch einer Spurensuche. »Wir erarbeiten unsere Stücke gemeinsam, vom Schauspieler bis zum Tontechniker sind alle beteiligt«, sagt der Regisseur Janosch Roloff. Anhand von Gerichtsakten, Presseberichten und eigener Recherche, etwa in Form von Interviews, bahnt sich das Ensemble im Rahmen seiner Stücke einen Weg durch das Narrativ der Wirklichkeit.

»In ›V wie Verfassungsschutz‹ wollten wir die Rolle des Inlandsgeheimdienstes bei den NSU-Morden erforschten und sind unter anderem auch zu allen Tatorten gereist«, erzählt Roloff. Das Stück wurde 2012 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet. Und in »Gipfelstürmer« begleiteten sie in einem Dokumentartheaterstecke die Proteste rund um den G7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau. Zuletzt für Aufsehen sorgte die Gruppe 2017 mit ihrem Stück »Inside AfD«, in dem es die Strategien und Machtmechanismen der rechtsextremen Zeitgeistpartei in einer lyrischen Achterbahnfahrt darstellte.

»Immer schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten«, schrieb Bertolt Brecht. Das Nö-Theater macht sich diesen Satz zu eigen — für seine neue Produktion zur Novemberrevolution 1918. »Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewußt. Unerhörtes ist geschehen!«, proklamierte Philipp Scheidemann, Vorstandsmitglied der Sozialdemokraten, am 9. November am Fenster des Reichstages. Was danach passierte, ist bekannt, oder? »Viele haben von dieser Revolution irgendwann mal in einem Schulbuch gelesen«, sagt Janosch Roloff. »Aber auch darum geht es in unseren Stücken: Historische Ereignisse vor ihrem Vergessen zu retten und zu erforschen, welche Parallelen es zu aktuellen politischen Debatten gibt.« Herausgekommen ist nicht etwa eine romantisierte Version der Geschich­­te, sondern ein Polit-Thriller: KPD-Gründer Karl Liebknecht und andere Funktionäre der Revolution ringen um Macht. Friedrich Ebert, mit kölschem Dialekt der Satire preisgegeben, muss seinen Kopf hinhalten. War die Revolution von 1918 wirklich »eine verpasste Chance für eine bessere Welt«?

13. & 14.12., Theater Tiefrot, 20.30 Uhr