Übergangsraum, noch nicht mobil: Schuppen nahe dem Neumarkt

Ende einer Parkplatzsuche

Die mobilen Drogenkonsumräume der Stadt werden am Neumarkt eröffnet

»Das wird ein richtig guter Tag für diese Stadt.« Michael Paetzold, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Kölner Rat, blickt erwartungsfroh auf den 4. Dezember. Dann werden am Neumarkt, genauer auf dem Cäcilienhof bei der Pfarrgemeinde St. Peter, zwei umgebaute Kleinbusse vorfahren. Mit den »Drogenkonsummobilen« will die Stadt die Situation an einem der sogenannten Hotspots der Drogenszene in den Griff bekommen. Suchtkranke Menschen können in einem Bus illegale Drogen unter medizinischer Aufsicht konsumieren, im anderen Bus können sie sich beraten lassen. Die angespannte Lage am Neumarkt soll sich dadurch auch für Anwohner und Passanten verbessern.

Sollten die mobilen Drogenkonsumräume Anfang Dezember den Betrieb aufnehmen, endet eine kommunalpolitische Irrfahrt. Vor fast sechs Jahren sprach die Stadt erstmals von einer »erhöhten Beschwerdelage« am Neumarkt. Im Juni 2016 beschloss der Stadtrat, dort einen Drogenkonsumraum einzurichten. Eine Bürgerinitiative wollte das Angebot zunächst verhindern. Als nach langer Suche eine Immobilie gefunden schien, sprang der Stadt der Vermieter ab.

Weil der Handlungsdruck größer wurde, beschloss der Rat im Frühjahr, zunächst ein mobiles Drogenhilfeangebot zu schaffen. Wieder gab es Probleme: Auf die Ausschreibung der Stadt häuften sich Rückfragen zum Budget, eine Umsetzung sei »nur schwer bis gar nicht zu realisieren«. Es drohte die nächste Verzögerung. Die Stadt entschloss sich, die mobilen Drogenhilfeangebote selbst zu betreiben. Der Stadtrat hat dafür Anfang November 10,5 Stellen für medizinische Fachkräfte und Personalkosten von 594.300 Euro pro Jahr bewilligt. Die freien Träger in der Kölner Drogenhilfe, wie der Sozialdienst Katholischer Männer, der den bisher einzigen Drogenkonsumraum der Stadt am Hauptbahnhof betreibt, bleiben zunächst außen vor. »Mir sind die Bedenken bekannt«, sagte Ralf Unna von den Grünen, der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Anfang November im Stadtrat. Doch in der Kölner Politik herrschte Einmütigkeit: Noch einmal wollte man die Inbetriebnahme des Drogenkonsumraums nicht verschieben, zumal der Winter naht.

Im nächsten Schritt soll 2020 am Neumarkt eine »stationäre Interimslösung« entstehen, etwa in Form von Containern, um mehr Menschen versorgen zu können. Mittelfristig will man den Drogenkonsumraum in der Lungengasse ansiedeln, wo heute die Substitutionsambulanz des Gesundheitsamtes liegt. Dies erfordere allerdings Abriss und Wiederaufbau eines Gebäudes, was nicht vor 2022 möglich sein wird, so die Stadt. Die Drogenkonsum-Mobile sollen im kommenden Jahr weiterziehen. Das Drogenhilfekonzept sieht vor, sukzessive »Druckräume« an weiteren Standorten einzurichten — erst in Kalk und Mülheim, später in Chorweiler und am Kalkberg. Dort sollte die Hilfe schneller ankommen als am Neumarkt.