Ein Pionier vertreibt den anderen: Das Barinton muss schließen

Schlussakkord in Ehrenfeld

Der Live-Musik-Club Barinton steht vor dem Aus. Die Politik sucht nach Alternativen

 

Ehrenfeld verliert den nächsten Club. Das Barinton am Grünen Weg steht vor dem Aus aus. Der Vermieter des Live-Musik-Clubs hat den Mietvertrag, der zum Jahresende ausläuft, nicht verlängert. Einer Online-Petition, die den Erhalt ­fordert, haben sich mehr als 1100 Menschen angeschlossen.

Initiator der Petition ist der Betreiber des Barintons, Georges Sintcheu. Der 51-Jährige hat den Club vor 10 Jahren eröffnet. Der gebürtige Kameruner hat in Köln Informatik studiert — seinem Vater zuliebe, erzählt er. Die Musik habe ihm aber stets viel mehr bedeutet. Und so erfüllte er sich einen Traum: einen eigenen Club. Musikalisch ist das Programm des Barinton schwer auf einen Nenner zu bringen: Latin, Jazz, Soul, Indie — so vielfältig wie die Stile ist auch das Publikum. An großen Namen fehlte es bislang nicht. Sintcheu nennt im Text zu seiner Petition Maceo Parker, Marius Müller-Westernhagen und die Fantastischen Vier. Und die Jam Sessions seien ein »musikalischer, interkultureller Treffpunkt geworden«. Mit dem Barinton habe er immer auch Künstler und Bands »ohne großes Budget« unterstützen wollen, beschreibt er den besonderen Wert, den er in seinem Club sieht.

In mehr als 1600 Kommentaren bescheinigen ihm viele Unterzeichner, darunter etliche Musiker, dass er damit richtig liegt. Einen der Adressaten hat Sintcheu bereits am ersten Tag überzeugt. »Das Barinton ist ein wichtiger Kulturbaustein in Köln«, sagt der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD). Er bot Mieter und Vermieter ein vermittelndes Gespräch an, das auch zustande kam, aber ergebnislos endete. Der Vermieter betreibt im Gebäude, in dem das Barinton untergebracht ist, ein Hotel, das Gallery Loft Cologne. Er selbst ist ebenfalls Mieter; das Grundstück gehört jemand anderem. Ein Verkauf steht gleichwohl nicht im Raum. Das Hotel soll indes vergrößert werden. Sintcheu vermutet, das Hotel vermiete mehr Zimmer, als die baurechtliche Genehmigung erlaube. Die Stadt bestätigt, dass sie diesen Verdacht untersucht.

»Es wird kaum möglich sein, rechtlich gegen die Entscheidung vorzugehen«, sagt dagegen Wirges, der angibt, sich ebenfalls informiert zu haben. Der Schlüssel liege vielmehr in der persönlichen Beziehung zwischen den Parteien. »Das sind beides ehemalige Pioniere in Ehrenfeld«, sagt der Politiker — Pioniere, von denen der eine nun den anderen von einer der wenigen verbliebenen Flächen ohne Investorenpläne vertreibt. »Das ist Mist«, so Wirges’ Diagnose.

Eine große Veranstaltung und ein zweites Gespräch sollen noch die Wende bringen. Wirges weiß aber, dass die Politik am Zug ist. Seine Bezirksvertretung hat den zuständigen Ratsausschuss aufgefordert, sich um ein zum Kauf angebotenes Industrie-Areal zwischen Widdersdorfer Straße und Maarweg zu bemühen. Sie wünschen sich dort bezahlbaren Wohnraum. Und Platz für Kultur.