War was? Das Gebäude 9 macht weiter

Glückliche Schäl Sick

Das Gebäude 9 steigt frisch saniert wieder in den Konzert- und Partyrummel ein

Als das Gebäude 9 im Herbst 1996 auf dem Gelände einer ehemaligen Traktorenfabrik in Köln-Deutz eröffnete, war kaum zu erahnen, das hier ein ikonisches Stück Subkultur geboren wurde. Im Nachhinein war es gut so, dass anfangs kaum jemand auf die Schääl Sick kommen wollte. So konnten die Verantwortlichen hinter dem Projekt, unter ihnen Jan van Weegen und Pablo Geller, die beide bis heute dabei sind, ganz in Ruhe ihr Ding aufbauen. Mittlerweile hat selbst die Stadtverwaltung den Wert der Kult(ur)-Location erkannt. Nur so konnte das Gebäude 9 vor dem bereits beschlossenen Abriss bewahrt — und renoviert am 1. November neu eröffnet werden. Betreiber Pablo Geller im Interview.


Welche Erinnerungen habt ihr an die ersten Jahre?

Wir haben uns in den ausgehenden 90er Jahren einen fantastischen Freiraum geschaffen, in dem wir alle möglichen Veranstaltungen durchprobieren und mischen konnten. Außer Kon­zerten und wilden Partys boten wir auch Freies Theater und Film-Events wie die heute legendären Super8-Nächte an. Zu dieser Zeit gab es noch das »Schäl Sick«-Dogma, da hieß es: »Was wollen die da? Da geht doch keiner hin!« Wir wurden zum einen unter­schätzt, zum anderen als Geheimtipp gehandelt. Das war für die Entwicklung gut, wir konnten unseren eigenen Weg gehen und unseren eigenen Stil finden. Der Club verdankt vieles den guten Leuten, die zumeist schon lange bei uns arbeiten, von der Theke bis zur Technik. Heute arbeiten wir mit einer hohen Veranstaltungsdichte, die wir in den 90ern so nicht bewältigt hätten. Die Wahrnehmung des Clubs hat sich auf jeden Fall stark gewandelt, aber das gilt auch für die Wahrnehmung der rechten Rheinseite.

In den letzten Jahren ist viel passiert: vom geplanten Abriss des Gebäude 9 bis hin zu den Entwürfen der Neuplanung des Geländes. Was war der ursprüng­liche Plan seitens der Politik, wie seid ihr nun darin integriert worden?

Die Planung in 2014 sah von Seiten der Stadt keine Nutzung für unseren Club mehr vor. In der Politik und der Verwaltung war man sehr erstaunt über die Welle, die dadurch in den sozialen Medien und an­ders­wo ausgelöst wurde. Dass diese Abrissthematik mitten in den Kommunalwahlkampf platzte, gab dem Ganzen einen eigenen Drive. Wir haben den Rückenwind genutzt und sind aktiv auf die Politik zugegangen. Ich habe damals festgestellt, dass die Situation und das kulturelle Potenzial unseres Kunst- und Gewerbehofs schlicht und einfach nicht bekannt waren. Ich habe Ratspolitiker über unseren Hof geführt, die kannten das Gelände häufig gar nicht. Der Wind drehte sich, man wollte das Gebäude 9 und den Hof nun retten. Dies wurde dann auch in einen Ratsbeschluss gegossen, der den ganzen Hof wieder zum Gewerbegebiet definiert hat.

Hat sich euer Verhältnis zum Eigentümer des Geländes und der Politik damit geändert?

Wir haben einen langfristigen Mietvertrag mit dem neuen Eigentümer, der auch ausdrücklich unsere Nutzung befürwortet. Das ist schon einmal ein wichtiger Punkt, sonst würde politische Unterstützung nur begrenzt nützen; dazu gab und gibt es hier in Köln genug Beispiele. Wir haben auch eine gute Zusammenarbeit mit der Projektleitung des Eigentümers, mit der wir uns über einen Zeitraum von drei Jahren oft zusammengesetzt haben. Im Umgang mit Verwaltung und Politik tun wir uns, wie viele aus unserem Bereich, eher schwer. Dafür leistet die klubkomm, der Zusammenschluss Kölner Veranstalter, wichtige Arbeit! Die klubkomm steht in ständigem Austausch mit Politik und Verwaltung und hat das Klubkataster angeregt, womit verhindert werden soll, dass zukünftig Bauvorhaben ohne Berücksich­tigung der vorhandenen Clubkultur umgesetzt werden.

Was hat der Umbau konkret mit sich gebracht?

Der Umbau war aus verschiedenen Gründen notwendig, wegen des Schallschutzes, oder weil die alten Sanitäranlagen im Treppenhaus nicht mehr genutzt werden konnten und folglich in das »neue« Gebäude 9 integriert werden mussten. Insgesamt ist der Umbau sehr gut gelungen, es gibt erhebliche technische Ver­besserungen. Auf jeden Fall gibt es Jan und mir als Betreibern das Gefühl eines »neuen Lebens« im Gebäude. Derzeit sind wir sehr stark eingebunden, da der Wiedereinzug in die Halle erst auf die aller­letzte Sekunde erfolgen konnte und wir direkt mit einem Monster-Programm gestartet sind. Im kommenden Jahr werden wir hoffentlich die Zeit finden, das Momentum des »neuen Gebäude 9« aufzunehmen und uns weiterzuentwickeln. Wir sind auf jeden Fall total froh, wieder am Start zu sein und sowohl mit unserem Konzert- als auch unserem Clubbing-Programm dem Publikum weitere Glücksmomente zu bescheren!