Imaginäre Freunde: Taika Waititi, Thomasin McKenzie

»Jojo Rabbit«

Taika Waititi wagt in seiner Nazi-Satire ­­zu wenig

Dass die Verkörperung von Adolf Hitler in einer Komödie der Karriere eines Schauspielers nicht unbedingt hinderlich sein muss, bewies zuletzt Oliver Masucci in »Er ist wieder da«. Nun ist es Taika Waititi, bekannt aus »Thor: Tag der Entscheidung«, der sich mit Überschwang die Rolle aneignet. Gleichzeitig fungiert er hier als Regisseur und Drehbuchautor. Schmaler Schnurrbart, rechter Scheitel, linke Haartolle — fertig ist die Hitler-Komödie, die allerdings — soviel als vorweggenommenes Fazit — zu brav und mutlos daherkommt.

Waititi erzählt die Geschichte des zehnjährigen Johannes, der in einem Lager der Hitlerjugend lernen soll, wie man Granaten wirft und durch den Schlamm robbt. »Jojo« versagt so ziemlich bei jeder Übung, und weil er sich weigert, einen Hasen zu töten, hat er bald einen unschönen Spitznamen: »Jojo Rabbit«. Immerhin steht ihm sein imaginärer Freund, nämlich Adolf Hitler, mit aufmunternden Sprüchen zur Seite. Der Bub wäre gern ein guter Nazi, doch plötzlich steckt er in einem Dilemma. Seine Mutter Rosie (Scarlett Johansson) hat auf dem Dachboden ein jüdisches Mädchen versteckt: Elsa (Thomasin McKenzie). Jojo ist verwirrt. Er hat noch nie mit einem Juden gesprochen und weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Dieses Mädchen sieht jedenfalls nicht aus wie ein Monster.

Hitler als Doofmann, der viel dummes Zeug daherbrummelt und einem Steppke ständig Zigaretten anbietet — das war’s? Ein bisschen mehr Provokation hätte man schon erwarten dürfen. Nur die Arme hoch zu reißen und zum x-ten Mal »Heil Hitler« zu rufen — mit einem in der englischen Originalfassung bescheuerten deutschen Akzent —, ist dann doch zu einfallslos und klamaukig. Mel Brooks grüßt schelmisch von weitem, und manchmal fragt man sich, was Wes Anderson mit seinem in »Moonrise Kingdom« erprobten Sinn für Humor, Lakonie und Skurrilität aus diesem Stoff gemacht hätte.

Doch vielleicht geht es hier auch um etwas anderes: um das Erwachsenwerden eines Jungen, um den Verlust der Unschuld, um Mitmenschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit. Titeldarsteller Roman Griffin Davis, Thomasin McKenzie und Scarlett Johansson bringen mit ihren Darstellungen jedenfalls sehr viel Wärme in den Film. Sie sind die einzigen Figuren, die nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

 

(dto) USA, CZ, NZ 2019, R: Taika Waititi, D: Roman Griffin Davis, Taika Waititi, Scarlett Johansson, 108 Min.