»O schöne neue Welt, die solche Leute hat!«: Tim Mroseks »Sturm« im Orangerie Theater

Wenig Drang, kaum Sturm

Bei der Verleihung des Kölner Tanz- und Theaterpreises ging es gemäßigt zu

 

Die Lobreden an die Künstler wurden in diesem Jahr aus dem Programm gestrichen. Statt dessen bekamen die Sponsoren bei der 30. Verleihung des Tanz- und Theaterpreises 2019 Redezeit auf der Büh­ne: Was hat die Abfallentsorgung mit politischem Theater zu tun? Und warum unterstützt das Wohnungsunternehmen GAG Immo­bilien ausgerechnet die Vergabe des Kinder- und Jugendtheaterpreises mit einem Preisgeld? Einzig die Ansage »Wir unterbrechen für eine kurze Werbepause« fehlte vor diesem moderierten Schauspiel.

Da tat es gut, dass bei der Veran­staltung im Haus der SK Stiftung am 2. Dezember auch subversive Töne laut wurden. Etwa als Co-Moderatorin Aischa-Lina Löbbert — einbestellt, um die Nominierungen vorzutragen — als Grund für ihr Kommen angab: Auf dieser Bühne werde sie endlich einmal fair bezahlt. Das Publikum applaudierte lange, auch als Schauspielerin Sibel Polat, die an diesem Abend mit dem Kölner Darstellerpreis ausgezeichnet wurde, ihre Forderung in Richtung der anwesenden Politiker und Sponsoren wiederholte: »Leute, ich weiß, dass hier einige von euch sit­zen, die das Geld hätten, um unsere Situation zu verbessern.« Regisseur Tim Mrosek wählte hingegen pointiertere Worte: Als er den Theaterpreis 2019 für sein Shakespeare Stück »Sturm« (28.–31.3., Orangerie Theater) ent­gegennahm, ergriff er noch einmal spontan das Mikrofon, blickte eine Weile ins Publikum und sagte dann: »Nazis raus.«

Insgesamt schien sich die Tanz- und Theaterszene an diesem Abend doch einig. Rund 31.000 Euro Preis­geld gingen über die Bühne, gratuliert wurde bei Sekt und Häppchen. Etwa den Machern des Stücks »Wem gehört die Straße?« — eine Koproduk­tion von COMEDIA Theater und Consol Theater — für die Auszeichnung zum besten Kinder- und Jugendtheaterstück 2019 oder der Choreografin Carla Jordão, die mit »A Universal Weekness« den Tanztheaterpreis erhielt. Der Kurt-Hacken­berg-Preis für politisches Theater ging in diesem Jahr an »Urbäng!«, das Kölner Festival für performative Künste. Er wird jährlich vom Verein Freie Volksbühne ausgelobt, der mit Ticket-Abonnements die kulturelle Teilhabe an Theatern befördern will.