Fit im Schritt? »Taxi zum Klo« von Frank Ripploh

Sex ohne Morgen, Sinn und Verstand

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

In der Hauptstadt des schwulen Leicht- und Frohsinns kann die Filmverführung des Monats Februar nur eine sein: Frank Ripplohs »Taxi zum Klo« (1980), eine Ode an Sex ohne Morgen, Sinn und Verstand. Der Spielfilm wurde unter den prüden Preußen gedreht, dank seines westfälischen Regisseurs ist er aber von einem uns bekannten Hedonismus ellenbogentief durchdrungen. Aus heutiger Sicht wirkt »Taxi zum Klo« wie eine Dokumentation über das verlorene Paradies — schon irre, wie es vor AIDS abging, und das sexpräferenzübergreifend. Wie normal das alles in gewisser Hinsicht war, zeigt sich beim Blick in den Abspann: Produziert haben Branchenurgestein und Kameramann Horst Schier und Laurens Straub, Mitbegründer des für den Neuen Deutschen Film zentralen Filmverlag der Autoren. Am Schnitt war ­Matthias von Gunten beteiligt, eine Schlüsselfigur des schweizerischen Dokumentarfilms. Es spielen mit: BRD-Undergroundstars wie Tabea Blumenschein und Magdalena Montezuma sowie Kampfsportler, Lude und Gelegenheitsmime Thomas Born. Das Team spiegelt also die ganze Bandbreite der Filmkultur der 80er-Jahre-BRD. Ripploh konnte aus seinem Welterfolg allerdings keine stabile Karriere entwickeln: Als Type zu krass, als Regisseur nach »Taxi zum Klo« erfolglos, zog er sich ins heimatliche Rheine zurück, wo er sich als Produzent und Vermarkter bis zu seinem Tod 2002 seiner Leidenschaft für Wrestling-Filme widmete.

Der Rest des Februars ist dann nur noch Konfetti — aber das passt ja im Fastelovend-Monat. Zu empfehlen sind Ottokar Domnicks frontalexistentialistischer BRD-Avantgarde-Bahnbrecher »Jonas« (1957) und »So sind die Tage und der Mond« (1990) von Claude Lelouch. Dessen Kino wirkt mit den Dekaden immer frischer weil freier, während das Schaffen seines Nouvelle-Vague-Quasi-Erzrivalen Jean-Luc Godard seine Dampfplaudrigkeit offenbart. Wobei dessen etwas angestrengt modisches Musical »Eine Frau ist eine Frau« (1961) mit der kürzlich verstorbenen Anna Karina doch ganz schön ist — und nicht so misogyn wie manch anderes von ihm aus jenen Jahren.