Wie geht inklusives Theater? »Bretter und Licht« auf Forschungsreise

Bretter und Licht

Eine Workshopreihe erforscht, wie man erfolgreich Theater mit Behinderten und Nicht-Behinderten machen kann

»Ihr wollt raus aus dem Hamsterrad?«, fragt Horst Steinhaus alias Dr. Fleudt. Der selbsternannte Lebenscoach sitzt mit Schiebermütze und schickem Anzug vor der Kamera. Schelmisch zwinkert er seinen Zuschauern zu und verspricht: »Ich zeige euch, wie ihr raus kommt aus der Selbstverwirklichung — zu einem sehr, sehr schönen Ort.« Hochgeladen wurde das Video am 12. Dezember 2019 auf YouTube. Hinter der Produktion steht das neu gegründete Netzwerk »Bretter und Licht«, ein Zusammenschluss von Theaterschaffenden mit und ohne Behinderung in NRW.

Zusammen mit Schauspielern, Regisseuren, Kostümbildnern und Autoren will das Netzwerk künftig eigene Stücke und Performances inszenieren — und Fortbildungskurse anbieten, auch am Kölner Schauspielhaus. »Für Menschen mit Behinderung sind die Einstiegshürden in die Schauspielerei mittlerweile recht niedrig«, sagt Katharina Weishaupt, Mitbegründerin von »Bretter und Licht«. »Aber sobald es darum geht, sich zu professio­na­lisieren, also wirklich einen Beruf daraus zu machen, gibt es kaum Angebote.«

Gemeinsam mit dem Schauspiel Köln hat die Regisseurin deswegen nun eine Workshopreihe organisiert, in der fünf Schauspieler mit und ohne Behinderung gemeinsam an Szenen arbeiteten. Welche Rahmen­bedingungen müssen für ein inklusives Theater geschaffen werden? Und wie können individuelle Beeinträchtigungen aufgefangen werden? »Ein Schauspieler mit Autismus kann möglicherweise nicht länger als drei Stunden am Tag proben und für eine blinde Schauspielerin kann es mitunter schwierig sein, spontane Textänderungen über Nacht auswändig zu lernen«, erzählt Weishaupt. Ihr Ansatz: Einfach mal die Dinge durchspielen und erforschen, wie sie sich lösen lassen.

»Inklusives Theater — wie geht das?«, fragt auch die Abschluss­veran­staltung am 4. März im Foyer des Schauspiels in Mülheim. Bei Interviews und kurzen Filmausschnitten werden die Teilnehmenden Einblicke in ihre Arbeit geben. Zwei Wochen später, am 16. März, lädt »Bretter und Licht« zum Speed-Dating im Kölner Künstler Theater: Hier können sich Künstler aus der freien Szene — mit und ohne Behinderung — kennenlernen und gemeinsam Pläne für die Zukunft schmieden.

Abschluss­veran­staltung

Mi 4.3., »Inklusives Theater — wie geht das?«, 11 Uhr, Schauspiel Köln, Depot

Speed Dating Schauspiel

Mo 16.3., 15–18 Uhr, Kölner Künstler Theater