Weg frei!

Das Ordnungsamt will Gehwegparken künftig ­konsequent ahnden. Das wurde auch Zeit

Für viele Probleme in der Stadt gibt es eine »kölsche Lösung«. Das galt viele Jahre auch für das sogenannte Gehwegparken. Laut Straßen­verkehrsordnung dürfen Autos nur auf für sie vorgesehenen Flächen abgestellt werden. Gehwege gehören nicht dazu. Das Kölner Ordnungsamt hatte das Parken jenseits der Bordsteinkante trotzdem geduldet. Weil der »Parkdruck« hoch sei, verzichtete die Behörde meist auf Bußgelder. Eine Breite von drei Gehwegplatten reiche aus, damit Fußgänger den Gehweg noch nutzen könnten. Die »kölsche Lösung« — et hät noch emmer joot jejange. Auch wenn Gehen dadurch schlechter ging.


Jetzt ändert die Stadt ihr Vorgehen. Wer sein Auto auf dem Gehweg abstellt, kassiert künftig ein Knöllchen. Die seit Jahren gelebte Toleranzregelung für Gehwegparker entfällt. Die Kurskorrektur ist überfällig. Eine Stadt, die seit Jahren die Verkehrswende propagiert, kann sich nicht erlauben, die Interessen von Autofahrern über die von Fußgängern zu stellen. Die Bezirksvertretungen Ehrenfeld und Innenstadt sowie die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik hatten 2017 Beschlüsse zur barrierefreien Mobilität gefasst und die Duldung des Gehwegparkens scharf kritisiert. Mehrere Organisationen hatten Oberbürger­meisterin Henriette Reker damals in einem Offenen Brief aufgefordert, das Ordnungsamt solle »geltendes Recht in Köln umsetzen«.

Die eigenen Füße sind nicht nur das ökologischste Fortbewegungsmittel, sondern auch das sozialste. Fast jeder kann es nutzen, ohne gültiges Ticket und vollen Tank, der Gehweg ist Raum für Begegnung und Austausch. In einer menschenfreundlichen Stadt hat der Fußverkehr Vorrang und wird nicht gegängelt oder an den Rand gedrängt. Das hilft Menschen mit Rollator oder Kinderwagen auf verstopften Bürgersteigen, aber auch allen anderen, die ihre Füße bislang selten als Fortbewegungsmittel benutzen.

Für die Stadtverwaltung wird es mühsam und unerfreulich, die verfehlte Verkehrspolitik und Stadtplanung der Vergangenheit zu korrigieren. Köln war für die Masse an Autos, die hier heute fahren und parken, nie ausgerichtet. Die Stadt wird aufgebrachten Autofahrern erklären müssen, warum ihnen ein Privileg genommen wird, das sie nie hätten bekommen dürfen. Diese Aufgabe ist schwieriger, als bloß die Gehwege freizuräumen.