Ein Schnitt nach dem anderen: Studio von 674FM

Funk den Funk

Der Kölner Internetradio-Sender 674FM spielt die Club-Musik zur Zeit

Nur einen Steinwurf vom Aachener Weiher entfernt steht das Studio von 674FM. Seit 2013 wird hier in Eigenregie Radio gemacht. Aus dem kleinen Projekt mit überschaubarer Größe ist mittlerweile ein professionell ausgerüsteter Sender erwachsen, dessen Mitglieder fast 100 Sendungen pro Monat über den Äther schicken. Über die Entwicklung, Erfolge und Status quo erzählt Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Müller.

Lieber Karl-Heinz, nimm uns mal mit zu den Anfängen. Wie ist es damals zum Radio am Grüngürtel gekommen?

Es gab mal den Soulsender auf der Gladbacher Straße, wo ich mit Freunden monatlich einen Mittwoch gestaltet habe. Als sich das Projekt dann auflöste, hab’ ich die Idee in den Raum gestellt einen eigenen Sender zu machen, und das hat sich dann auch so zusammengefunden. Zwischendurch war ich selbst mal wieder weg aus dem Projekt, bin jetzt aber seit 2016 der Vereinsvorsitzende.

Und die Mitgliederanzahl ist seit dem ganz schön gewachsen, oder?

Ja, wir hatten 2016 noch ungefähr 50 Mitglieder, die etwa 30 verschiedene Sendungen zusammen gemacht haben. Jetzt sind wir im Verein aber schon an die 220, und jeden Monat gibt es 90 unterschiedliche Musik-Programme, davon werden über 80 live aufgenommen und gesendet. Durch den Zuwachs sind wir auch wirtschaftlich unabhängiger geworden und können als gemeinnütziger Verein agieren.

Hat sich dadurch auch eure Klangfarbe entsprechend erweitert?

Wir sind jetzt musikalisch viel breiter geworden. Anfangs lagen die Schwerpunkte noch klar auf elektronischer Musik. Aber jetzt hat das Nicht-Elektronische deutlich zugelegt. Das geht von Jazz über Country, HipHop, Soul, Funk, Reggae, Ambient, House, Drum & Bass, Dubstep, und so weiter. Eigentlich ist das einzige Banner, unter dem man alles noch zusammenfassen kann, dass der »guten Musik«. Denn es spielt immer noch niemand gefällig für den Alltagsgeschmack. Wir sind trotz der musikalischen Breite eher wenig kompatibel mit den Massen.

Macht es das schwierig, eine große Hörerschaft zu binden?

Wir sind in erster Linie nicht interessiert an riesigen Zuhörerzahlen. Das ist für uns keine Messlatte. Wir machen ein Programm, das dem jeweiligen Sendungsmacher freigestellt ist. Die Leute gehen konsequent Sachen nach, die sie berühren und sie selbst interessieren. Das merkt man, und so generieren die Moderatoren durch ihre persönliche Neigung nach und nach ihr eigenes Umfeld. Das beschränkt vielleicht einerseits die Zuhörerzahlen, es gibt aber auch viele Leute, die deshalb ganz gezielt bestimmten Sendungen zuhören.

Gibt es auch Themensendungen abseits von Musik?

Nein, es hat zur Zeit wirklich alles mit Musik zu tun. Allerdings haben wir in den letzten Jahren die Technik stark aufgerüstet. Die Sprechanteile sind jetzt deutlich gestiegen, wir haben auch eine Talk-Ecke, und es spielen viel mehr Musiker live im Studio.

Es kommen lokale Musiker gezielt auf euch zu?

674FM ist mittlerweile ganz gut bekannt und wird geschätzt. Viele finden es toll, dass es solch eine unabhängige und selbstorganisierte Plattform überhaupt gibt. Die kommen dann auf uns zu und bekunden Interesse. Oder die Sendungsmacher laden selbst regelmäßig Künstler in ihre Programme ein. Die improvisieren dann entweder live oder geben kleine Radiokonzerte.

Und die Hörerschaft selbst?

Dürfen die auch bei euch vorbeikommen und sich ins Studio setzen, während dort Radio gemacht wird? Ja, für uns ist wichtig, dass wir diesen Ort haben, an dem die Leute auch zusammenkommen. Das hat einen hohen Mehrwert und gibt dem Laden viel. Natürlich hat der Sendungsmacher am Ende die Hoheit im Raum. Wenn der Ruhe haben will, dann muss eben auch Ruhe sein.

Plant ihr den zuletzt raschen inhaltlichen wie technischen Ausbau mit diesem Tempo fortsetzen?

Wir haben lange gebraucht, um auf den mittlerweile erreichten Stand zu kommen. Es kommt jetzt noch ein bisschen Mikrofonierung und was für die Videostreams, und im Sommer kriegen wir eine neue Website, aber dann wollen wir unsere technischen Investitionen so langsam abschließen. Es wird hier und da noch Ergänzungen geben. Inhaltlich ist es schon so viel geworden. Da muss man mal einen Moment innehalten, um zu festigen, was alles neu entstanden ist. Ich bin ein Freund von langsamem Wachstum. Man muss auch vorsichtig sein. Durch die ganze Technik müssen wir auch mehr schulen, das ist nicht mal eben so gemacht. Da muss man Geduld mit den Leuten haben. Wir machen einen Schritt nach dem anderen.