Revolt. Aber wie? Killer & Killer im FWT Köln, Foto: Nina Gschlößl

Den Umsturz proben

»Revolt. She Said. Revolt again.« erzählt von gescheiterten feministischen Kämpfen

»Revolutioniert, wie ihr über Sex redet (und wie ihr ihn habt), revolutioniert, wie ihr arbeitet (weniger). Revolutioniert, wie ihr liebt (heiratet nicht)«, heißt es im Theatertext der britischen Autorin Alice Birch, der 2014 in Stratford uraufgeführt wurde. Das Ensemble Killer&Killer hat ihn sich nun in Köln vorgenommen, eine verzweifelte Reise durch den Alltag von Frauen — und ein Aufschrei der Wut gegen die verlorenen Kämpfe in den eigenen Reihen der Frauenbewegung.

Auf der Bühne im Freien Werkstatt Theater starren vier schwarz gekleidete Protagonistinnen namenlos ins Publikum. Und namenlos werden sie bleiben, denn Birch hat es bis zum vierten und letzten Akt des Stückes vermieden, konkrete Figuren zu beschreiben. Statt dessen beläuft sich die Inszenierung auf eine Ansammlung von Szenen, hintereinander gereiht, auf den ersten Blick zusammenhanglos choreografiert — und doch so präzise beschreibend. Der Martini steht schon bereit, der Boden ist mit Lammfellteppichen gepolstert, später werden die Lollies in Form einer Vagina zum priesterlichen Weihstab.

»Es sollte kein Bühnenbild geben«, schreibt Alice Birch in den Regianweisungen. Ob eine Pause beim Sprechen nur einen Beat dauert oder zehn Minuten, hänge davon ab, was sich richtig anfühlt. Und: »Es macht nichts, wenn Oma sehr jung aussieht.« Die Offenheit, die das Stück zulässt, wird vom Ensemble-Duo meisterhaft aufgegriffen. Etwa wenn beim Personalgespräch mit einem sexistischen Chef die Protagonistinnen ihre Figuren ständig wechseln, in immer anderer Stimme die Bitte nach einem zusätzlichen freien Tag vortragen und doch nur hören: »Sind sie schwanger?« Oder wenn der Dirty Talk hier unter gendergerechten Vorzeichen durchexerziert wird und die Figur mit geballten Fäusten poltert: »Ich verschlinge dich, ich mache dich zu meinem Dildo.«

Doch bei all der rasanten und teils ausgesprochen unterhaltsam formulierten Kritik an sexistischen Zuständen bleibt die Verzweiflung der Protagonistinnen deutlich: Je weiter die Inszenierung fortschreitet, desto mehr laufen sich ihre feministischen Forderungen tot. Die polemischen Appelle
entlarven sich als Slogans ge­scheiterter Kämpfe.

Bis ins Extreme brechen die vier Schauspielerinnen auf der Bühne des Freien Werkstatt Theaters diesen Widerspruch auf — bis sie sich am Ende durch die Reihen kämpfen und aufgebracht schreiend die Zuschauer zu einer Reaktion auffordern. Doch die bleiben stumm.