Teetrinken in der Wangchuan Villa: »Der Wangchuan Landsitz des Dichters Wang Wie« (699–759) nach Guo Zhongshu (Detail), Qing-Dynastie, 19. Jh., © Foto: Rheinisches Bildarchiv, Marion Mennicken

Weindampf und Teelobblätter

»Trunken an Nüchternheit« ist ein feines Kabinett­stück im Museum für Ostasiatische Kunst

Auch museale Ausstellung müssen ihre Themen nicht immer in allen Einzelheiten ausbreiten. Manchmal genügt es, eine überschaubare Anzahl schöner Schaustücke ansprechend zu präsentieren und sie in einen größeren Zusammenhang zu rücken. So kann man in einer konzentrierten Kabinettausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst sowohl einiges zur langen Geschichte von »Wein und Tee in der chinesischen Kunst« erfahren als auch jedes Exponat als einzelnes Objekt betrachten: Die bronzenen Weinverdampfer, prächtige Keramikkrüge und Weinschalen, die Seidenmalereien, die (leider nicht immer übersetzten) Kalligrafien, die eleganten Teebecher und Teekannen zeigen über drei Räume inszeniert eine folgenreiche Ernüchterungsgeschichte.

Zunächst geht es um Wein aus vergorenen Früchten oder Getreide, der in archaischen Zeiten den Ahnen in verdampfter Form geopfert wurde und flüssig genossen konfuzianischen Tugenden förderlich sein sollte. Malereien zeigen kultiviert-kontemplatives Einzeltrinken im häuslichen Garten genauso wie das zum Bild- und Lyrikklassiker gewordene Orchideenpavillon-Gelage, ein Dichtertrinktreffen, bei dem 45 vortreffliche Gedichte über eben dieses Dichtertrinktreffen entstanden. Auch die für die Entwicklung der Kalligrafie wichtige »wilde Konzeptschrift« verdankt sich der Weinbegeisterung — ein Beispiel dieses expressiven Schreibstils ist allerdings erst beim nüchternen Tee zu sehen.

»Trunken an Nüchternheit« soll das seit grauer Vorzeit bekannte Aufgussgetränk machen, so verheißt es ein Tee-Lobgedicht des frühen 9. Jahrhunderts, das der Ausstellungstitel zitiert. Zu dieser Zeit ist Tee in China bereits vor allem in den besseren Kreisen verbreitet. Als unschädliches, stimulierendes Getränk ist er Gegenstand ästhetischer Überlegungen, die ihren sichtbaren Ausdruck in raffiniert einfachen, heute zeitlos erscheinenden Teeschalen finden.

Abschließend geht es um »Tee für alle Tage«. Auch hier sind Kannen und Schalen zu sehen. Seine Zubereitung und der Geschmack der Zeit haben sich geändert, farbige Dekore schmücken das Porzellan. Eine um 1730 entstandene Kanne ist überzogen mit plastischen weißen Blüten, Tierköpfe bilden Griff und Tülle. Kaum zehn Jahre später wird Meißener Manufakturfleiß sie kopieren: Tee und Porzellan sind Teil der Geschichte der Globalisierung geworden.

Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher, Di–So 11–17, jeden 1. Do im Monat 11–22 Uhr; bis 3.5.