Quarantäne im Garten

In der Coronakrise bietet der Schrebergarten die perfekte Umgebung

Keine Kita, kein Büro, keine sozialen Kontakte, und jetzt werden auch noch die Spielplätze abgesperrt. Ich weiß offen gesagt nicht, was wir während der Kita-Schließung ohne den Schrebergarten täten. Wenn die Drache-Kokosnuss-CD zuhause in ­Dauerschleife läuft, wenn alle Tage gleich scheinen und nur die Zahl der Infizierten und Todesfälle noch Bewegung anzeigt, dann ist wenigstens auf die Natur Verlass. Tulpen und Narzissen lassen sich vom Corona-Virus nicht beirren, sie sprießen ungehemmt drauflos. Die Kröte streckt den Kopf aus dem Teich in die Frühlingssonne, und die Vögel kriegen ihr Gezwitscher kaum unter ­Kontrolle.
Im Frühling ist es immer schön im Garten, klar. Aber noch nie habe ich so viele Menschen in unserer Kolonie gesehen wie seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Viele kommen gar nicht, um im Garten zu arbeiten, sie sitzen nur rum und gucken die Natur an. Sogar Teenager, die nichts essen, was nicht vorher in Plastik ­verpackt im Supermarkt lag, und die frische Luft sonst tunlichst vermeiden, finden sich auf einmal draußen wieder, malend, am Gartentisch.
Der Garten ist nicht nur Notlösung. Im Grunde bietet er optimale Bedingungen für das Leben mit Corona. Man kann draußen sein und hat doch Privatsphäre, man kann andere beobachten und über den Gartenzaun ein Schwätzchen halten, aber bleibt doch in sicherem Abstand. Die Entscheidung, neben Supermärkten und Apotheken auch Märkte für den Gartenbedarf offen zu halten, ist klug getroffen. Wann folgt die offizielle Empfehlung des Robert-Koch-Instituts an die knapp eine Million Kleingärtner in Deutschland, sich ­möglichst viel in ihrer Parzelle aufzuhalten? Wenn schon Quarantäne, dann wenigstens im Gartenhäuschen! Wer jetzt Gemüse aussät und die Beerensträucher pflegt, braucht auch leergehamsterte Regale nicht zu fürchten, sollte es sie im Sommer noch geben. Allein die Empfehlungen zu häufigem Händewaschen mit Seife lassen sich im Schrebergarten nicht so gut einhalten. Ich ­vermute, das ist einer der Gründe, warum unsere Kinder hier so gern den Tag verbringen.