Ein »diskriminierungssensibler Raum«: Theaterhäuser als Orte für alle | Foto: Robin Junicke

Nur ein Blatt Papier?

Drei Theaterhäuser in NRW veröffent­lichen eine Selbstver­pflich­tung gegen Diskriminierung. Was bringt das?

Das Theater ist ein Ort für alle. Und doch hat es ein Problem: Das zeigen Vorfälle, wie der 2019, als die Schwarze Schauspielerin Maya Alban-Zapata rassistische Übergriffe am Berliner Theater an der Parkaue öffentlich machte und damit den früheren stellvertretenden Intendanten Volker Metzler zum Rücktritt zwang. Das zeigt die Diskussion über die Anti-Rassismus-Klausel, angestoßen von der Perfomance-Gruppe Technocandy, die Theater dazu verpflichtet auf Übergriffe zu reagieren, und von der Verwaltung am Theater Oberhausen ausgebremst wurde. Und das zeigt auch die Selbstverpflichtung, die nun einige Häuser veröffentlichten.

Unter ihnen sind drei aus NRW: Das Forum Freies Theater, kurz FFT, in Düsseldorf, das Tanzhaus NRW und das Essener Pact Zollverein. Man wolle zu »diskriminierungssensiblen Räumen« werden, in denen aktiv und präventiv »gegen jegliche Form von Diskriminierung« vorgegangen wird. Im Klartext: »Wir verpflichten uns, konkrete Fälle in Absprache mit den Betroffenen zu ahnden und institutioneller Diskriminierung durch Veränderungen in unseren Häusern entgegenzuwirken.«

Wie das aussehen soll, wird in der Erklärung nicht konkretisiert. Es heißt, man wolle Vertrauenspersonen in den Häusern etablieren, an die sich Betroffene wenden können und auch im Programm soll das Thema diskursiv und künstlerisch aufgegriffen werden. Erleichtert man — im teils streng hierarchisch organisierten Kulturbetrieb — so wirklich das Ansprechen von Übergriffen?

Bettina Masuch, Intendantin am Tanzhaus NRW, antwortet per Mail auf diese Frage, gerade ist sie beruflich in Südafrika unterwegs. Vielleicht ist es der Zeitdruck, der ihre Antwort etwas ausweichend wirken lässt. Sie verspricht: Künftig wolle man alle Mitarbeiter bei Antidiskriminierungstrainings schulen, ferner gäbe es schon Pläne für mehr Barrierefreiheit am Tanzhaus und eine kritische Programmreihe, angelegt auf drei Jahre, zum Thema Privilegien, Ausgrenzung und die Frage, wie wir eigentlich miteinander leben und arbeiten wollen. Am FFT Düsseldorf verweist man, wenn es um die konkrete Umsetzung am eigenen Haus geht, lieber gleich auf die Pressestelle des Bündnisses der Produktionshäuser. Immerhin hat man dort die Selbstverpflichtung auch aufgesetzt: ein »Verhaltenskodex«, heißt es, der »unsere eigene Verantwortung unterstreicht und einen nachdrücklichen Anspruch an uns selber stellt«. Was auch immer das bedeutet.

Die Corona-Krise geht auch an der Stadtrevue nicht spurlos vorbei. Auch uns sind wichtige Einnahmen weggebrochen. Auf stadtrevue.de/support könnt ihr uns unterstützen. Danke!