Colonia Corona — Wie Köln dem Virus trotzt – Teil 1

 

 

Corona ist überall, und das nicht nur im virologischen Sinne. Schon jetzt hat die Pandemie jeden erfasst. Am stärksten betroffen sind selbstverständlich jene, die infiziert oder erkrankt sind — und diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder versuchen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Da sind aber auch wir alle, die wir im privaten und beruflichen Umfeld jetzt verhindern sollen, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Sich selbst zu schützen, heißt auch, andere zu schützen, lautet das Mantra. So ist die Corona-Krise auch eine Übung in Solidarität.
Corona hat sich aber auch in unseren Gedanken und Gesprächen breitgemacht. Seit die weit­reichenden Einschränkungen im öffentlichen Leben gelten und immer mehr Menschen zu der Überzeugung gelangen, dass es jetzt richtig ist, die sozialen Kontakte zu beschränken, wird immer und überall darüber gesprochen und nachgedacht. Auch, weil stündlich neue Informa­tionen auf uns einströmen.
Wie gehen wir damit um? Trotz aller praktischen Handreichungen, kommt niemand daran vorbei, für sich selbst einen Weg zu finden. Wir haben Kölnerinnen und Kölner um ihre Gedanken gebeten.

 

Superspreader

Stadtrevue-Redakteur Felix Klopotek

war drei Tage lang »Kontaktperson«Seit einer heftigen Bronchitis vor acht Jahren beginnen Erkältungen und grippale Infekte bei mir zuverlässig mit trockenem Reizhusten. Ganz so, wie es auf den Checklisten für »Corona-Symptome« vermerkt ist. Nach zwei Tagen Husten kann ich mich auf Fieber einstellen. Auch das liest man in den Checklisten: erst Husten, dann Fieber. Nun aber folgte bei mir als Drittes kein weiteres Symptom — sondern eine Nachricht. Ein Journalist schrieb all seinen Bekannten, er sei ein »Corona-Verdachtsfall«, denn ein Freund sei positiv getestet worden. Ich hatte, einige Tage vor meinem Reizhusten, mit dem Kollegen gemeinsam auf einer Pressekonferenz gesessen. Also erst Husten , dann Fieber, jetzt Quarantäne, so meine Befürchtung. Ich ging meine Kontakte der vergangenen Woche durch, für meine Verhältnisse sehr viele, dann die Kontakte meiner Frau und meiner Tochter. War ich schon ein superspreader? Eher nicht, wohl nur eine epidemiologisch ganz normale Kontaktperson. Wenn man die Menschen in seinem sozialen Umfeld zählt, die man womöglich gefährdet hat, wirken die täglichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts bislang ziemlich mickrig. Der Kollege meldete sich dann: Test negativ, keine Corona-Gefahr im unmittelbaren Umfeld. Mein weiterer Krankheitsverlauf: erkältungstypisch. Vier Tage später war ich wieder fit. Wenn ich mir irgendwann doch das Virus einfange, es wird passieren, dann wird es sich zu Beginn wieder wie einer meiner bronchialen Infekte anfühlen. Kennst Du doch alles schon, sagen die Coolen. Ich bin aber nicht cool.

Text: Felix Klopotek 

 

Armlänge Abstand

Corona macht Politik

Am 13. September 2020 sollen in NRW Kommunalwahlen stattfinden, in Köln werden der neue Stadtrat und die neun Bezirksvertretungen gewählt, OB Henriette Reker stellt sich zur Wiederwahl. Nun ist aber fraglich, ob es auch so kommen wird. Corona ist auch in der Kölner Politik angekommen: OB Reker befindet sich zurzeit in häuslicher Quarantäne. Viele Ausschüsse des Rates fallen aus, und wenn sie doch tagen, dann im großen Saal, damit die Ausschussmitglieder nicht zu dicht beieinander sitzen.

Erst in ein paar Wochen, vielleicht im Juni, wird man wissen, wie sich die Pandemie entwickelt und ob die Maßnahmen, sie einzudämmen und zu verlangsamen, greifen. Gelingt das nicht, könnte der NRW-Landtag den Wahltermin verschieben, dabei gilt es aber auch einige juristische Hürden zu nehmen. Bleibt es hingegen beim Wahlgang im September, stehen die Parteien unter Druck. Denn sie müssen schon bis Anfang Juli ihre Kandidatinnen und Kandidaten nominieren. Noch schwieriger wird es für die kleinen Parteien und Wählergruppen, die derzeit nicht im Rat vertreten sind — sie müssen zusätzlich noch für alle, die kandidieren, Unterschriften sammeln, damit sie zugelassen werden.

Text: Bernd Wilberg