Immer groovy: Yoshimi P-We (zweite von links) und Genossinnen, Foto: artist

Vom Fake zum Groove

Ewig junger Krach aus Japan: »OOIOO« erkundet die Grenzen der Rockmusik

Die Drummerin Yoshimi P-We aka YoshimiO wurde 1996 für einen Fotoshooting angefragt. Aus einem Jux heraus gründete sie vom Fleck weg eine Fake-Band namens OOIOO und ließ sich mit drei befreundeten Musikerinnen ablichten. Die Idee gefiel den Vieren so gut, dass sie die Band nun wirklich gründeten. Kyoko, Maki, Yoshiko und Yoshimi nahmen ein Album auf, wurden von Sonic Youth als Support-Act engagiert und machten sich schnell einen Namen als erbarmungslose Noise-Rockerinnen. Kein neues Metier für Yoshimi, die nebenbei auch für Boredoms trommelte, der japanischen Noise-Gruppe schlechthin, die in der Heimat einen Major-Deal unterschrieben, als in Europa und Amerika ihre Musik noch als obskure Avantgarde in Mailorders gehandelt wurde. OOIOO sollten diesen Status trotz aller Meriten nie erreichen und waren zumeist nur das coole Side-Project. Yoshimi nahm unterdessen ein Album mit den Flaming Lips auf (»Yoshimi Battles The Pink Robot«, 2002) — und erlangte
darüber größere Aufmerksamkeit abseits der japanischen Heimat.

Mittlerweile befindet sich OOIOO in der dritten Inkarnation, nachdem Kyoko überraschend verstarb und Yoshiko sich anderen Projekten zuwendete. Dafür holte sich Yoshimi Partnerinnen an Bord, die die gleiche musikalsiche agenda verfolgen, wie etwa AyA, die Bassistin, die etwa auch für Shintaro Sakamoto den Viersaiter zupft. 2013 kam ihre vermeintlich letzte Platte raus: »Gamel« war der unkonventionelle Moove, den eigenen Sound mit javanischer Gamelan-Musik zu kombinieren. Fans fanden dies genial, die Platte ging trotzdem weitestgehend unter und die Band löste sich vorübergehend auf.

Doch letztes Jahr kam das große, tolle Comeback mit »Nijimusic«, die Musikpresse war berechtigterweise begeistert. Abseits von elektronischen Kapriolen konzentriert sich die Band auf die Rock-Grundstimmung: Gitarre, Bass, Drums, Vocals. In Tracks wie »Walk For ›345‹ Minutes, While Saying ›Ah Yeah!‹ With A ›Mountain Book‹ In One Hand, Until A Shower Of Light Pours Down« (womöglich einer der besten Songtitel der letzten Jahre) erkunden OOIOO dann die Grenzen der Rockmusik. Erbarmungslos laut, dabei immer groovy. Auch nach 25 Jahren immer noch genial.

Konzert: Leider abgesagt! Wir hoffen auf einen neuen Anlauf im Herbst