Broken English mit Glitzer: Xialu Guo, Foto: Christian Sinibaldi

Deine Mutter!

Die Reihe »Exophony« erforscht die Implikationen der Muttersprache

Alte Feuerwache, Anfang März. Auf der Bühne steht die Schwarze Trans*-Person Mandhla. Über sanften R&B-Beats schmachtet sie ihren Geliebten an. Dann werden die Beats härter, die Leinwand hinter ihr zeigt Demonstrationen für die Rechte von Trans*-Personen, schließlich einen Namen: Eliza. Sie wurde wegen ihres Geschlechts umgebracht. Dann Umbaupause mit Sofa. Dort nehmen vier BPOC-Autor*innen Platz und fangen an zu reden: über die Wahrnehmung ihrer Bücher, wann und wie sie in Texten repräsentiert werden und warum der Begriff der Muttersprache dann doch eher irreführend ist, wenn es um ihre Kunst geht.

»Exophony«, also das Schreiben in einer Sprache, die nicht die Muttersprache ist, nennt sich diese Reihe der Akademie der Künste der Welt, die im März begonnen hat und im April fortgeführt wird. Um »hybride Sprachpraktiken« gehe es dort, sagt Akademie-Chefin Madhusree Dutta. Besser kann man die Programmatik dieser Reihe nicht auf den Begriff bringen. Am 21. April stellt der Lyriker und Literaturtheoretiker Ranjit Hoskoté in Frage, dass eine standartisierte Sprache als Symbol nationaler Zugehörigkeit funktionieren kann, wenn unsere alltägliche Sprachpraxis schon immer vielsprachig gewesen ist. Beipflichten wird ihm sicher Autor Ilja Trojanow, der die Idee einer hybriden Kultur als Gegensatz zum monolithischen »Kampf der Kulturen verteidigt.

»Broken English« gibt es dagegen am 23. April. Dann ist die Autorin und Filmemacherin Xiaolu Guo zu Gast. Ihr Roman »Kleines Wörterbuch der Liebe« (2007) erzählt von einer Chinesin, die nach London kommt und nichts versteht. Die Ich-Erzählerin schildert ihre Verständnisprobleme in einem Englisch, das sie sich im Verlauf des Textes langsam aneignet. Sie spricht mit dem Lyriker Eugene Ostashevsky, der in seinen Gedichten schon mal einen Piraten und seinen Papagei fröhlich aneinander vorbeiplappern lässt.