Brückengrün trifft auf Flussbraun: Die Hohenzollernbrücke bei Tageslicht

Die Ampel steht auf Brückengrün

Der Rat hat den Umbau der Hohenzollernbrücke auf den Weg gebracht

Tim Cook war verzückt. »A beautiful view of the Hohenzollern bridge«, twitterte der Apple-Chef Mitte Februar an seine 11,6 Millionen Follower. Darunter ein Foto der spät-wilhelminischen Brücke und des Doms bei Nacht, das ein Mit­arbeiter des Kölner Apple Stores geschossen hatte.

Ob Cook jetzt von der Kamera des 1000-Euro-Smart­phones oder vom rechts­rheinischen Blick auf das Altstadt-Panorama beeindruckt war, blieb im Tweet offen. Die Kölner SPD entschied sich aber — wie sollte es auch anders sein? — für letzteres. »Das Bild von Köln soll nun zerstört werden, in dem man eine andere Brücke dran klatscht«, schrieb ihr verkehrs­politischer Sprecher Andre­as Pöttgen auf Facebook.

Gemeint war damit die Erweiterung der 1911 errichteten Hohenzollern­brücke für Fußgänger und Radfahrer. Besonders auf der Südseite drängeln sich heute Fahrräder und Rikschas, Messe­besucher und Touristen — das macht nicht nur in Corona-Zeiten keinen Spaß. Auf der Nordseite ist mehr Platz, besonders für den Radverkehr. Aber das liegt auch daran, dass sie für Fahrräder nur schwer zu erreichen ist. Im Rechts­rheinischen gibt es immerhin eine Rampe, im Links­rheinischen jedoch nur eine Treppe, auf der man das Rad schieben muss. Grund genug, für den Rat der Stadt Köln, die Planung für eine Erweiterung anzustoßen.

Im März wurden die ersten Ergebnisse im Stadtrat vorgestellt und verabschiedet. Demnach ist eine Erweiterung der denkmal­geschützten Brücke auf beiden Seite grund­sätzlich möglich — wenn auch unter sehr unter­schiedlichen Voraus­setzungen. Auf der Nordseite soll der Rad- und Fußweg nach Wunsch der Stadt­verwaltung von 3,50 auf fünf Meter erweitert werden. Das könnte ohne einen aufwändigen Neubau geschehen, weil man einen Gehweg dieser Breite an das bestehende Bauwerk ansetzen kann. Die Kosten beziffert die Verwaltung mit vier Millionen Euro. Problematisch bleibt der Aufgang. Ursprünglich war geplant, im Links­rheinischen eine provisorische Rampe zum Breslauer Platz zu bauen. Dafür ist nach Prüfung der Bodenbeschaffenheit eine robuste Stahl­konstruktion nötig. Das wäre mit zusätzlichen Kosten von vier Millionen Euro verbunden, außerdem gibt es denkmal­rechtliche Bedenken. Die Stadt­verwaltung lässt deshalb eine alternative Rampe zum Rheinufer prüfen.

Deutlich komplizierter ist die Lage auf der Südseite. Dort muss eine komplett neue Brücke gebaut werden — für knapp 54 Millionen Euro. Sie wäre acht bis neun Meter breit, aber es gibt einen Streit dar­über, wie sie aussehen soll. Stadt­konservator Thomas Werner hat vorgegeben, dass die Hohenzollern­­brücke nicht »überformt« werden darf. Die Stadt­verwaltung favorisiert daher eine Bogen­brücke, die der historischen Brücke ähnelt, gehalten im Kölner Brückengrün.

Und die SPD? Die hätte das Altstadtpanorama am liebsten so gelassen, wie es ist, und stattdessen eine neue Brücke zwischen Bastei und Jugendpark gebaut. Tim Cook hätte das vermutlich gefallen. Die schwarz-grüne Mehr­heit im Stadtrat lehnte den Vorschlag jedoch ab.