Mädchen an die Macht: Midori und Freundinnen

»Keep Your Hands Off Eizouken!«

Die japanische Anime-Serie beschwört gemeinsames Lernen als Abenteuer

Vor einigen Wochen kündigte Yuasa Masaaki den baldigen Rücktritt als Präsident des von ihm mitbegründeten Animations-Studios Science Saru an. Als Grund nannte er ein Gefühl völliger Erschöpfung — nach sieben Jahren quasi pausenlosen Arbeitens. Der außerordentlichste jüngere Anime-Multitasker der letzten eineinhalb Dekaden braucht Ruhe.

Das verleiht der zwölfteiligen Adaption von Ōwara Sumitos Manga »Keep Your Hands Off Eizouken!« aus dem Hause Science Saru den Nimbus einer ersten künstlerischen Zwischensumme — auch wenn Yuasa nur bei der ersten Folge als (Ko-)Regisseur und bei drei Folgen am Storyboard direkt mitgearbeitet hat . Passenderweise geht es darum, warum man überhaupt Anime-Künstler werden will: Als Kind erkennt das Mädchen Midori eines regnerischen Abends allein vor dem Fernseher, dass Anime etwas Gemachtes sind — und dass sie diese Kunst erlernen, selber Geschichten auf diese Art erzählen können möchte. Jahre später findet sie eher durch Zufall heraus, dass ihre Schulkameradin Tsubame nicht nur ebenfalls Anime machen will, sondern mit ihren speziellen Talenten sie perfekt ergänzt.

In den folgenden Teilstücken erzählt »Keep Your Hands Off Eizouken!«, wie die beiden gemeinsam mit der geborenen Produzentin Sayaka einen (für japanische Schulen typischen) Anime-Club aufziehen, erste filmische Schritte gehen, beginnen mit anderen Clubs zu interagieren, das erste größere Werk vollenden. Das wird bei einem Schulfest vorgeführt. Sie schauen sich ein weiteres von ihnen vollendetes Werk an, das genauso heißt wie die Episode: »Die Shibahama-UFO-Schlacht«, im Wissen darum, dass sie‘s beim nächsten Film noch etwas besser hinkriegen können.

Denn darum geht es in »Keep Your Hands Off Eizouken!«: Dass Lernen nie aufhört — ein Abenteuer ist, auf das man sich am besten gemeinsam einlässt mit anderen, die vielleicht Dinge können, die einem selbst fremd sind. Da sind Yuasa und seine Mitschöpfer wieder einmal ganz die typisch japanischen Humanisten — ein Aspekt seines Schaffen, der wegen seines bizarren Humors und Sinns fürs genuin Absurde bis schlicht Ausgetickte immer etwas wenig beachtet bleibt. Aber vielleicht braucht man solche Geschichten und Werte ja viel mehr, als man bislang dachte.

(Eizouken ni wa Te wo Dasu na!), J 2020 (erste Staffel), Creator: Sumito Oowara, 12 × 25 Min., Gratis-Stream auf crunchyroll.com