Monument der Bescheidenheit: Taubenbrunnen von Mataré

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Umsonst und draußen: Eine Skulpturen-Tour am Rhein

Alles zu? Nicht ganz: Jenseits der geschlossenen einschlägigen Kunstschauplätze bietet der öffentliche Raum durchaus bemerkenswertes. Eine kleine Skulpturen-Tour von Süden nach Norden mit dem Rad oder zu Fuß, mehr oder weniger den Rhein entlang, beginnt unterhalb des architektonisch ansehnlichen Hochwasserpumpwerks Schönhauserstraße. Dort, direkt am befestigten Ufer, halbverdeckt von einigen Büschen stehen auf einem kleinen Vorsprung »Sohn und Vater«. Aus der Ferne scheint es, als wäre dieses stählerne, knapp lebensgroße Paar nur kurz aus dem Strom der Spaziergänger ausgeschert, da das Kind fingerzeigend dringend etwas zeigen muss. So stark stilisiert die beiden sind, so lebendig erscheinen sie für den Augenblick, der einen schönen Entdeckermoment festhält. »eX99« ist diese von der Stadt geduldete Arbeit eines an seiner Anonymität interessierten Metallbildhauers signiert.

Vorbei an Lutz Fritsch’ windmüllerndem »Leuchtturm« im sonst kunstarmen Rheinauhafen führt der Weg zur Innenstadt. Dort ist Eduardo Paolozzis »Rheingarten-Brunnen« (unterhalb der Philharmonie) einen Halt wert. Als Planschbecken und Sitzgelegenheit wird diese vielteilige Skulpturenlandschaft gerne genutzt und übersehen, die sich anspielungsreich auf Architektur in Geschichte und Gegenwart beziehen lässt. Von hier führt ein Abstecher hinauf zum zwischen Domforum und der klobigen Kreuzblume versteckten »Taubenbrunnen«. Dieses zierliche Monument der Bescheidenheit wurde 1953 von Ewald Mataré mit taubenfarbenen Fliesen und metallenen Variationen zum Formthema der Spirale geschaffen und ist tatsächlich eine Vogeltränke — wenn Wasser fließt und sich eine Taube hierher traut.

Wer sich dorthin durchwursteln mag, wirft anschließend einen Blick auf Rita McBrides »Obelisk of Tutankhamun« am Breslauer Platz. Dieser klassisch ausstaffierte Kreisverkehr ist eine vortreffliche Gelegenheit, über Macht und Ohnmacht von Skulptur im öffentlichen Raum nachzudenken. Weiter Richtung Norden endet der Ausflug am rheinseitigen Eingang des Skulpturenparks Köln. Selbst wenn das Tor im Mai immer noch verschlossen sein sollte, ist es selber ein Kunstwerk: Edith Dekyndt überzog 2015 die funktional-abweisende Konstruktion mit Kupferfolie, die sich langsam wieder verflüchtigen sollte. Nur noch kleine Reste dieser Verfremdung sind zu entdecken, gelungenes Verschwinden.

Hinter dem Tor wird am Erscheinen von »KölnSkulptur 10« gearbeitet. Aber das ist, ab Juli, hoffentlich, eine andere Geschichte.

Datenbank zu Kunst im Öffentlichen Raum Köln: kulturelles-erbe-koeln.de