Der Spiegelsaal, fotografiert von Candida Höfer (»Museum Morsbroich«, 2008)

Der Mehltau über Leverkusen

In die Diskussion um die Zukunft des Museum Morsbroich kommt Bewegung — leider keine gute

Vor Ostern sorgte eine schlechte Nachricht für Unruhe, nicht nur im Leverkusener Barockschloss: Stefanie Kreuzer, Hauptkuratorin des Museums inmitten einer Parkidylle am Rande der Bayer-Stadt, verlässt das Haus und wechselt an das Kunstmuseum Bonn. Und dies, da sich die drohende Schließung inzwischen ohnehin »wie ein Mehltau«, so die Grüne Kulturausschussvorsitzene Roswita Arnold, über die kollektive Wahrnehmung gelegt habe.

Ein Blick zurück: 2018, bei der Präsentation eines Standortkonzeptes, das notwendige Renovierungen im Schlossgebäude, Parksanierung sowie einen Anbau für Wechselschauen, vor allem aber die Umstrukturierung der Betriebs vorsah, waren die Aussichten gar nicht schlecht, die Schließung abzuwenden, zu der Wirtschaftsprüfer der hoch verschuldeten Stadt Leverkusen geraten hatten. Dann der Paukenschlag: Kurz nach der Präsentation des Konzepts, an der Museumsdirektor Markus Heinzelmann mitgewirkt hatte, erfuhren seine engsten Mitarbeiter Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer völlig überraschend, dass dieser all seine Ämter niederlege. Vize-Direktor Emslander und seine Kollegin mussten neben der kuratorischen Arbeit für das stets dichte Programm nun alle Direktoren-Ämter monatelang weiterführen.

Dem von der Stadt zeitnah einberufenen Findungsausschuss (ohne jede kunsthistorische Kompetenz, aber flankiert vom Beirat mit Prominenten aus der deutschen Kunstwelt) stellten sich 2019 Bewerber vor. Der für den Direktorenposten gekürte Kandidat sagte kurz darauf ab. Nun bestellte die Kommission einen Headhunter — eine in der Kunst kompetente Person, heißt es. Der Leverkusener OB Uwe Richrath wiederholt in diesen Tagen sein schon 2019 verlautbartes Versprechen, dass in der zweiten Jahreshälfte 2020 ein neuer Direktor und eine Nachfolgerin für Kreutzer gefunden sowie eine neue Betriebsform mit Hilfe eines Wirtschaftsprüfers erarbeitet würden.

Auch hier stirbt die Hoffnung in Zeiten zunehmender Unwägbarkeiten zuletzt. Schließlich war das 1951 eröffnete Museum Morsbroich das erste Haus, das nach dem zweiten Weltkrieg, ganz im Sinne der Demokratisierungsprozesse im Nachkriegsdeutschland, zeitgenössische Kunst zeigte. Und heute noch, so Stefanie Kreuzer, den »Finger am Puls der Zeit« hat. Dafür wurde es einst vom Kunstkritikerverband AICA als »Museum des Jahres« ausgezeichnet.

Das Museum ist wegen der Corona-Auflagen bis voraussichtlich 4.5. geschlossen. Info: museum-morsbroich.de