Blick in die Zukunft nach Corona: eher düster!

Emanzipation im Lockdown

In der Krise fallen viele Eltern in alte Rollenbilder zurück

Jeden Sonntagabend sitzen Patricia Cammarata und ihr Partner zusammen: Es geht um die gemeinsame Wochenplanung. Wer kümmert sich dieses Mal um das Auskochen der Masken? Wer geht an welchem Tag mit den Kindern raus? Wer lernt mit ihnen und wer scannt die fertigen Arbeitsblätter ein und schickt sie an die Lehrer*innen? Schon bevor das Coronavirus ihren Alltag durcheinander wirbelte, hatten sie diese Treffen vereinbart, um Aufgaben gleichberechtigt aufzuteilen — und weil die Bloggerin bemerkte: Es sind meistens die Mütter, die an das Wechseln der Turnkleidung in der Schule denken, die neue Schuhe für die Kinder besorgen oder sie zu Nachmittagskursen begleiten.

»Auch meine Frau ist nah an der Verzweiflung«, erklärte der Virologe Alexander Kekule, als man ihn Mitte April im MDR auf die Kita- und Schulschließungen ansprach. Bei Twitter kassierte er damit einen Shitstorm: »1000 Dinge, die falsch laufen, in einem Satz konzentriert«, schrieb ein User und eine andere fragte zynisch: »Weiß man, worauf sich ihre Verzweiflung genau bezieht?« Frauen sind der »soziale Airbag der Krise«, schreibt die österreichische Standard. Sie besetzen rund 60 Prozent der systemrelevanten Berufe – und übernehmen zusätzlich einen großen Teil der unbezahlten Care-Arbeiten.

Doch Expert*innen weltweit zeichnen ein düsteres Zukunftszenario: Schon jetzt erwartet die UN »langfristige Einkommensverluste« für Frauen und einen Einbruch der Frauenerwerbsquote. Während der Krise sind sie vermehrt sexueller Gewalt ausgesetzt, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen ist schwierig geworden — und innerhalb der Familie sehen sich viele Mütter in alte Rollenbilder zurückgedrängt. Die Hans-Böckler-Stiftung fasst diesen Umstand in einer aktuellen Umfrage in Zahlen: »Von den Elternpaaren, die sich die Erziehungsarbeit zuvor ungefähr gleich aufgeteilt haben, tun das nur noch rund 62 Prozent auch während der Krise«.

Was man dagegen tun kann? Sich auflehnen, nicht schweigen. Denn nur so können wir verhindern, dass eintritt, was die Soziologin Jutta Allmendinger kürzlich in einer Sendung von Anne Will prognostizierte: Dass uns die Krise in Sachen Feminismus um zehn Jahre zurückwirft.

Die Corona-Krise geht auch an der Stadtrevue nicht spurlos vorbei. Auch uns sind wichtige Einnahmen weggebrochen. Auf stadtrevue.de/support könnt ihr uns unterstützen. Danke!