Solidarität bis nach St. Pauli: Transparent für Katja Bechtel und Rick Gebauer

Streit ohne Ende

Einem Ehrenfelder Paar wurde die Wohnung über dem Kopf abgerissen. Das war illegal, sagt ein Gericht

Sie kamen über das Dach. Im Januar hatten Bauarbeiter sich Zutritt zu der Ehrenfelder Obergeschoss-Wohnung verschafft, in der Katja Bechtel und Rick Gebauer wohnen, ohne dass die beiden zu Hause gewesen sind. Dann begannen sie im Auftrag der Vermieterin, Wände und Decke einzureißen — in Abwesenheit der Mieter*innen. Das war illegal, stellte jetzt das Amts­gericht Köln fest. »Die Wohnungstür war verschlossen — das ist unstrittig. Die Bauarbeiter können da nicht einfach reinmarschieren. Die Vermieterin hat hier verbotene Eigenmacht angewendet«, sagt ein Sprecher des Gerichts.

Vorausgegangen war ein Konfikt, der im März 2019 begonnen hat. »Unsere Vermieterin hatte die Sanierung der Nachbarwohnung im dritten Ober­geschoss angekündigt«, sagt Katja Bechtel. »Sie sollte gemeinsam mit dem Dachgeschoss zu einer Maisonette ausgebaut werden.« In dem Gespräch mit der Vermieterin sei für ihre eigene Wohnung lediglich von einer Gas­heizung und neuen Fenstern die Rede gewesen. Zunächst waren Bechtel und ihr Lebens­gefährte grundsätzlich bereit, wegen des zu erwartenden Baulärms für vier Wochen in eine Einzimmer­wohnung auszuweichen. Allerdings forderten sie eine schriftliche Vereinbarung über Art und Dauer der Maßnahmen ein, die aber nie zu Stande gekommen sei. Ihre Vermieterin bestreitet dies. Die beiden seien schon im November 2019 über alle Maßnahmen informiert worden, heißt es in einer schriftlichen Erklärung gegenüber der Stadtrevue. Ob es eine Vereinbarung gegeben hat oder nicht, sei für die Entscheidung des Gerichts jedoch irrelevant gewesen, sagte ein Sprecher.

Fakt ist aber: Ab dem 6. Januar begannen die Arbeiten am Spitzboden über der Obergeschoss-Wohnung. Bechtel und Gebauer konnten private Dokumente und Gegenstände beiseite schaffen, weigerten sich aber, ihre Wohnung zu räumen. Ihre Vermieterin fuhr mit der Renovierung nun auch in der Wohnung des Paars fort, zwei Wochen später waren Decke und Innenwände abgerissen und die Möbel der beiden nur durch Bauplanen geschützt. »Uns wurde nie mitgeteilt, dass die Wohnung eigentlich komplett neu gebaut werden sollte«, erzählt Katja Bechtel. Die beiden wandten sich an die Presse: Der WDR, der Express und auch die Stadtrevue berichteten. Daraufhin kündigte die Vermieterin ihren Mietvertrag fristlos.

Vor dem Amtsgericht konnten Bechtel und Gebauer Anfang Mai erreichen, dass die Vermieterin die Wohnung wiederherstellen muss. Das Paar darf dort nun zudem wieder einziehen, denn die fristlose Kündigung sei noch nicht rechtens. Darüber entscheidet das Amtsgericht Ende Juni. Es wird aber nicht der letzte Termin in diesem Streit gewesen sein. Die Vermieterin von Bechtel und Gebauer wertet das Urteil als »Schikane« und hat Berufung eingelegt. Außerdem erklärte sie gegenüber der Stadtrevue, dass sie Anzeige gegen Bechtel und Gebauer wegen Verleumdung erstattet habe.

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