Farbenkarussel oder Kapelle? Malereibau »Cella« vor Klümpens Bildergalerie

Alles dreht sich

Robert Klümpen bespielt mit »gut und gern« den Bilder-Raum von Kolumba

Raum 21, der höchste der drei Ecktürme im Tageslichtgeschoss der schönen Kunstburg Kolumba, ist der Saal der Malereihelden geworden, so kann man jedenfalls den Eindruck gewinnen. Große Formate, große Gesten haben dort ihre Heimstatt. Robert Klümpen (*1973), der bei Bedarf gerne den großen Auftritt beherrscht, setzt bei seiner »gut und gern«-Ausstellung in diesem Raum aber weitgehend auf kaum mehr als schulheftgroße Formate.

Ein auf Augenhöhe hängender Fries aus mehreren Dutzend Bildern zieht sich über die Wände. Es sind kleine Malereiexerzitien, ein mit lockerer, sicherer Hand gearbeitetes, zu kreisendem Abschreiten einladendes Panorama aus Zitaten (vor allem Porträts der frühen, expressiven Moderne) und Anspielungen, Mustern traditioneller Genres wie Stillleben, Akt und Landschaft. Dazwischen finden sich Rätselstücke und wie ausgestrichene Bilder — und vor allem blasenförmige Gebilde, die wie Platzhalter einer noch offenen Motivik wirken. Farbkräftige, gemalte Linien rahmen jedes dieser Bilder, bekräftigen das Nachbildhafte dieser Serie.

Wer die Kleinformate betrachtet, hat zugleich ihr Gegenteil, ihr Gegenstück im Blick, im Rücken. Robert Klümpen hat rauminszenatorisch geschickt eine nicht eben bescheiden dimensionierte Architektur aus Malerei etwas außer der Mitte des großen Saals platziert. Feierlichkeit und Ironie überlagern sich in diesem Bilderbau, der aus acht großformatigen Farbmalereien besteht. Diese acht Bilder huldigen jeweils einem dominanten, aber keineswegs reinen Farbton. Sie bilden die auf einem gestuften Holzsockel ruhenden Außenwände eines unbetretbaren, erkennbar leeren Raumes, einer schlichten Lattenkonstruktion, die mit der Andeutung eines Daches abschließt, unter dessen Spitze eine silberne Diskokugel prangt.

»Cella« heißt dieses Werk, was der innere Hauptraum eines antiken Tempels, aber auch eine christliche Kapelle sein kann, wie die ebenfalls oktogonale »Madonna in den Trümmern« im Erdgeschoss.

Die acht Malereien führen — wie eine monumentale Palette — Farbe als Grundlage aller Malerei vor Augen. Zugleich distanzieren sie sich vom Pathos des Elementaren, Essentiellen, indem Rahmenlinien die Farbzonen wie gemalte Anführungsstriche einfassen. Ist »Cella« ein beim Drumherumgehen in Bewegung geratendes Farbenkarussel auf dem Jahrmarkt der Malerei oder doch ein Kunstsakralwerk? Und »gut und gern« eine Feier der Malerei? Eine Folge von Fragen? Oder alles auf einmal?

»Robert Klümpen: gut und gern«, Kolumba, täglich außer Di 12–17 Uhr, bis 17.8. Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerheft in limitierter Auflage mit einer eingelegten Farbfotografie (10 Euro).