Ein Fall für die Schwarzliste: Kölns Kleingartenordnung soll künftig naturnahes Gärtnern erleichtern

Dein schnöder Garten

Wildwuchs oder Zier­garten? Eine neue Klein­garten­ordnung soll Schreber­gärten in Köln nach­haltiger und öko­logischer machen

Was ein Garten ist und was nicht, ist keine Frage des Geschmacks, sondern ein Fall für die Kölner Gartenordnung. Neben dem Bundeskleingarten­gesetz regelt die Gartenordnung auf zwölf Seiten, wie Kleingärten in Köln aussehen dürfen. Besser gesagt: wie sie nicht aussehen dürfen. Obstbäume dürfen eine bestimmte Höhe nicht überschreiten und nicht zu nah am Nachbarsgarten stehen, die Flächen für Solar-Panels sind begrenzt, einige heimische Pflanzen stehen auf der sogenannten Schwarzliste. »Viele Punkte der Gartenordnung scheinen aus einem anderen Jahrhundert zu stammen«, sagt Robert Schallehn. »Es gibt da zahlreiche Absurditäten.« Der Grünen-Politiker und Geschäftsführer des Umwelt­bil­dungs­zen­trums Gut Leidenhausen will nun helfen, die Gartenordnung zu erneuern. Mitte Juni haben CDU und Grüne im Umweltausschuss die Stadtverwaltung beauftragt, die Gartenordnung zu überarbeiten. Gärtnern in Köln soll nachhaltiger und ökologischer werden.

Viele Punkte der Gartenordnung scheinen aus einem anderen Jahrhundert zu stammen Robert Schallehn

Die Gartenordnung steht seit längerer Zeit immer wieder in der Kritik. Regelmäßig tauchten kuriose Fälle auf. Jahrzehnte alte Obstbäume mussten weichen, während eine Parzelle weiter der fein getrimmte englische Rasen bleiben durfte. »Auch uns ist daran gelegen, die Gartenordnung anzupas­sen«, sagt Michael Franssen, Vorsitzender des Kreisverbands der Kölner Kleingärtner. Der Dachverband vertritt 50.000 Pächter von 13.000 Kleingärten in 115 Kölner Kleingartenanlagen. Derzeit arbeiten Kreis­verband und Stadt an einer Verlängerung des Generalpachtvertrags, der 2021 nach zehn Jahren ausläuft. Im Anschluss soll die Gartenordnung überarbeitet werden. Die Stadt wird gemeinsam mit Kreisverband und Umweltverbänden den Antrag des Umweltausschusses prüfen, im kommenden Jahr soll eine Entscheidung im Stadt­rat fallen. Über die grundsätzliche Ausrichtung herrscht Einigkeit. »Die Bestrebungen der Politik sind in unserem Sinne«, sagt Franssen.

Back to nature

Kölns oberster Kleingärtner hat in den vergangenen Jahren eine Trendwende beobachtet: Die Generation von Pächtern, von denen viele sogenannte aufgeräumte Gärten mit Zierpflanzen pflegen, wird abgelöst von einer jüngeren Generation, die naturnahe Gärten mit mehr Nutzpflanzen bevorzugt. Doch Franssen und die Kölner Kleingärtner wollen mit einer neuen Gartenordnung nicht nur den veränderten Interessen ihrer Pächter entsprechen. Für sie ist die Novellierung ein Politikum. Gut gelegene Gärten in Städten, in denen der Flächendruck größer wird, wecken Begehrlich­keiten. »Flächenknappheit bringt Kleingärtner in einen Rechtfertigungszwang«, sagt Grünen-Politiker Schallehn.

Die Kleingärtner wollen ihrer Verantwortung gerecht werden. »Jeder Kölner muss einen Nutzen aus den Kleingärten ziehen können, auch wenn er selbst keinen Kleingarten hat«, sagt Michael Franssen vom Kreisverband. Dieser Nutzen liegt inmitten der Klima-Krise vor allem im Umwelt- und Naturschutz. Der Kreisverband bietet seinen Vereinen dafür mittlerweile Schulungen an: Wie gelangt man zu mehr Biodiversität? Wie kann man den Garten naturnah gestalten? Welche Pflanzen sind als Nährgehölz wichtig für Insekten?

»Es gibt noch viele ungenutzte Potenziale in den Kleingärten«, sagt Robert Schallehn vom Umweltbildungszentrum. »Kleingärten sind wichtig für Städte und ihre Bewohner, sie müssen auch eine gesellschaftliche Funktion erfüllen.«