Bald Modellqaurtier für das 21. Jahrhundert? Das ehemalige KHD-Gelände

Stadt gegen Land

Die Stadt will das KHD-Gelände kaufen, um ein Quartier zu bauen. Doch das Land sperrt sich

»Das Land tritt auf wie ein an Rendite orientierter Investor, der maximal Kasse machen möchte«, sagt der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Martin Börschel. Er hält die Antwort auf seine im Landtag gestellte Anfrage zur Zukunft des Otto-und-Langen-Quartiers in den Händen. Börschel regt sich auf, weil die landeseigene Entwicklungsgesellschaft NRW Urban, der ein Großteil des ehemaligen KHD-Geländes im Mülheimer Süden gehört, nicht an die Stadt Köln direkt verkaufen will. Stattdessen strebt das Land einen europaweiten Wettbewerb an.

Damit droht das Land die Kölner Pläne zu vereiteln: Mehrere politische Beschlüsse zielten in den vergangenen Monaten darauf ab, das KHD-Areal zu kaufen, um dort unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes ein »gemeinwohlorientiertes Stadtviertel mit kultureller, sozialer und gewerblicher Nutzung« zu errichten. Zuletzt wurde im Rat das sogenannte Besondere Vorkaufsrecht verabschiedet sowie eine Resolution zum Erhalt des »Deutzer Zentralwerks der Schönen Künste«, das 2011 von der Künstlerinitiative »Raum 13« gegründet wurde und seinen Sitz in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude an der Deutz-Mülheimer-Straße hat.

Die Lage spitzte sich zu, als der Eigentümer des vorderen Gebäuderiegels, der private Investor Gottfried Eggerbauer, »Raum 13«  kündigte und eine Räumungsklage bis Mitte Juni folgen ließ. Laut Resolution soll »Raum 13« bleiben und weiter der »Ankerpunkt für eine ganzheitliche Entwicklung« des Geländes sein. Dass nun auch das Land als weiterer Eigentümer andere Wege geht, bringt das Projekt in Gefahr. Denn aufgrund baulicher Abhängigkeiten ergebe eine Entwicklung nur Sinn, wenn das Gelände in einer Hand liege, sagt Andreas Röhrig, Geschäftsführer der stadteigenen Entwicklungsgesellschaft »Moderne Stadt«.

Der Kurswechsel des Landes ist erstaunlich. Denn NRW Urban ist Treuhänderin des »Grundstücksfonds NRW«, der eigens aufgelegt wurde, um Kommunen beim Strukturwandel zu unterstützen. Ein »engagiertes Eintreten für Kölner Interessen«, fordert Martin Börschel (SPD) von der Kölner Stadtspitze: »Das Land mogelt sich mit einem vorgeschobenen Verweis aus der Verantwortung. Und die Stadt sieht tatenlos zu.« Tatsächlich ist die Reaktion des Liegenschaftsdezernats verhalten. Die Verwaltung werde das Gespräch mit dem Land suchen, sagt Dezernentin Andrea Blome. Aufgrund Planungshoheit und Vorkaufsrechts seien städtische Interessen gewahrt.