»Mir war immer klar, dass das, was ich ­vorhabe, nicht in einer Amtszeit zu schaffen ist«: Oberbürgermeisterin Henriette Reker

»Andere würden sich auch schwer tun«

Wir wollten wissen, was Menschen, die nicht beruflich mit Politik befasst sind, über OB Henriette Reker denken. Eine zufällige Auswahl an Stimmen — nicht repräsentativ, aber aufschlussreich

 

»Traditionell unter­durchschnittlich«

Frau Reker strahlt die Ehrgeizlosigkeit aus, die für Köln und seine Verwaltung typisch ist. Dass für eine Opern-Sanierung eine Milliarde aufgewandt, dies aber nicht als zentraler Skandal behandelt wird, ist mir unerklärlich. Was hätte mit diesem Geld unternommen werden können! Politisch traditionell unterdurchschnittliches Personal, unklare Mehrheitsverhältnisse und eine parteilose OB ergeben politische Konturlosigkeit. Es sind keine Prioritäten zu erkennen, obwohl sich Verkehr, Wohnungsbau und Bildung aufdrängen.

Ulf Mödder, 51, Rechtsanwalt, Nippes

 

»Sehr viele Hürden«

Unabhängig von der Person finde ich es sehr gut, dass eine Frau Oberbürgermeisterin geworden ist. Nur haben wir als Menschen mit Migrationshintergrund Frau Reker nicht wahrgenommen. Mich hat sie nicht erreicht. Zudem ist meine Meinung, dass Migrant*innen eine höhere und gleichberechtigte Teilhabe in der kommunalen Politik haben sollten. Aber es existieren sehr viele bürokratische Hürden, da hätte ich mir mehr Mut von Frau Reker gewünscht, um dies zu ändern und neue Wege zu gehen.

Serdar Öztürk, 43, Operations Manager, Niehl

 

»Wohnen wie in Wien«

Kölnerin sein heißt, wählen gehen! In Köln sollten Sport und Kultur weiter einen großen Stellenwert haben. Bei der Kinderbetreuung und dem Schulausbau herrscht aber noch großer Mangel. Und der Stadtverkehr muss deutlich rad- und fußgängerfreundlicher werden. Autofreie Innenstadt und ein KVB-Jahresabo für 365 Euro wären toll! Und Wohnungsbau nach Wiener Vorbild: erst Haltestellen, dann neue Stadtviertel. Und weiter Offenheit für Flüchtlinge und Minderheiten!

Iris Eschert, 53, Förderschullehrerin, Innenstadt

 

»Unglückliche Auftritte«

Bei der OB-Wahl fehlt es an Kandidaten mit Visionen und Charisma. Die Wiederwahl von Frau Reker ist mangels überzeugender Gegenkandida­­t*innen zu befürchten. Die Summe ihrer unglücklichen Auftritte ist erheblich. Die Frage ist, ob Köln regierbar ist und ein Stadtoberhaupt die drängenden Verwaltungs­fragen in Angriff nimmt. Eine weitere gescheiterte Verwaltungsreform kann nicht das Ziel sein. Der Erfolg einer gut geführten Verwaltung misst sich an der Zufriedenheit am Arbeitsplatz und der Schlange im Einwohnermeldeamt.

Markus Wulff, 56, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Rathenauviertel

 

»Diffuse Hoffnung«

Eine Großstadt, besonders eine, in der man schon nicht mehr hinterfragt, ob sie wirklich eine sei, bietet ein gewisses Spektrum an Alternativen. Manche Kölner etwa gehen ja lieber zur Fortuna als zum FC. Weil sie eben können. Bitter für diese alte Stadt, dass es zur KVB keine Alternative gibt. Ich hatte die diffuse Hoffnung, Frau Reker zerschlage die KVB und die Stadt könne sich ÖPNV-mäßig erholen, sich »neu strukturieren«, wie man nicht minder diffus sagt. Als parteilose OB, nahezu merkelhaft und losgelöst von den üblichen  offensichtlichen Seilschaften und Partei­dickerchen, so nahm ich an, würde sie das schon hinbekommen.

René Kemp, Künstler, 38, Nordstadt

 

»Keine Informationen«

Nach dem Urlaub fielen mir die Plakate auf. Meine Eltern sagten, dass bald Kommunalwahl sei, an der man ab 16 Jahren teilnehmen kann. Ich hatte davon weder über Soziale Medien, Schule noch von Freunden gehört, eine Wahlbenachrichtigung habe ich bis heute [Anfang August; Anm. d. Red.] nicht. So fehlt mir bis jetzt die Möglichkeit, mich ausreichend damit zu beschäftigen und mir eine Meinung zu bilden. Schade, ich könnte mir vorstellen, dass sich einige in meinem Alter damit auseinandersetzen würden, weil man Einfluss nehmen kann. Vielleicht ist das nicht im Interesse der Politik.

Rosa Trovatello, 16, Schülerin, Porz

 

»Andere würden sich auch schwer tun«

Ja, ich wähle Henriette Reker. Ihre Wahlplakate verstehe ich nicht, aber das ist bei den anderen Kandida­­t*innen nicht anders. Frau Rekers wichtigstes Ziel, die Reform der Kölner Verwaltung, scheint nicht so recht zu funktionieren, oder? Aber damit würden sich ihre Gegen­kandida­­t*innen genauso schwer tun. Mir fällt aber auf, dass die Radwege besser werden und ausgebaut werden. Das ist mir wichtig für Köln.

Brigitte Bosche, 50, Diplom-Pädagogin, Bayenthal