Kultur

Wir haben uns angeschaut, wie es um einige wichtige Politik­felder bestellt ist. Worüber wird gestritten, was ist erreicht? Welche Herausforderungen stehen jetzt an?

Die Bedeutung von Köln als Kulturstadt ist nicht in Gefahr. Allein, weil für viele Städtereisende schon der Dom, die romanischen Kirchen und die vielen Museen nach wie vor eine Attraktion sind. Doch Kunst und Kultur ist mehr als das, was dem traditionellen Citymarketing dient, um das solvente Bildungsbürgertum anzulocken.

Oft hört man, Kölns Kulturpolitik sei piefig, sie habe nicht das Ohr am Puls der Zeit. Als die Stadt Anfang 2019 verkündete, dass der Intendant des Salzburger Landestheaters, Carl Philip von Maldeghem, Mitte 2021 den Posten beim Schauspiel Köln übernehmen werde, formierte sich massiver Widerstand in der Kulturszene. Von Maldeghem wurde so lange als Vertreter seichter Unterhaltung diskreditiert, bis er sich empört zurückzog.

Es war eine weitere Niederlage für Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, die schon im Juli 2015, nach Bekanntgabe der Kostenexplosion und Verzögerung der Opernsanierung, in die Kritik geriet, da sie jede Verantwortung abwies. Im Rat plante man schon, sie abzuwählen. Ihr Verhältnis zur progressiven Kulturszene gilt zudem als nicht sehr innig. Das liegt auch am erstarkten Selbstbewusstsein vieler Kulturschaffender, die um ihre Bedeutung für das Image der Städte wissen. Sie verstehen sich nicht mehr als Überbringer gehobener Unterhaltung, sondern als politische Akteure — in ihren Arbeiten, aber auch darüber hinaus. Immer mehr Projekte in den einzelnen Sparten machen etwa Vorschläge zu Stadtplanung und neuen Wohn- und Lebensformen. Die Grenzen zwischen Künstlerkollektiv und politischer Initiative verschwinden. Dabei sind gute Ideen entstanden — etwa am Ebertplatz oder im Otto-und-Langen-Quartier — und so fordert die Kreativszene mehr Unterstützung, auch finanziell. Zumal der Kulturbetrieb durch die Hygienemaßnahmen in der Corona-Krise besonders betroffen ist. Kultur wird zudem immer weiter gefasst. Längst gehören etwa Clubs dazu, und seit der Pandemie auch die Gastronomie. Durch den Shutdown haben viele Menschen auch im Rathaus erkannt, wie wichtig Restaurants, Kneipen und Bars sind. Nicht nur, dass Köln viele kulinarisch hochstehende  Restaurants besitzt. Auch einfache Lokale sind attraktiv, sie tragen zur Atmosphäre in der Stadt bei, gerade als Außengastronomie. Wie anhaltend die neue Euphorie für Kunst und Kultur in der Politik ist, wird sich aber erst nach den Wahlen zeigen.

Traditionell wird die Freie Szene von den Grünen besonders engagiert in den Blick genommen, die CDU ist da schon eher an massentauglicheren Inhalten interessiert, auch weil man sich damit positive wirtschaftliche Effekte verspricht. Insgesamt versteht sich Köln nach wie vor als das, was schon OB Fritz Schramma seinerzeit als Parole ausgab: Köln ist Event-Stadt! Doch in Zeiten von Covid-19 wird das schwierig.