Von umländischen Kräften durchsetzt? Demonstrierende vor der Shell-Raffinerie

Lecko mio!

Die Shell-Rheinlandraffinerie in Wesseling ist nicht ganz dicht — das passt gut zu Köln

 

In diesen Tagen liegt das kulturelle Leben in Köln brach. Vor allem große Events, die sonst die Atmosphäre dieser Stadt prägen, fehlen. Sogar der Karneval droht auszufallen. Dass es aber noch ab und an Großereignisse gibt, dafür konnte man wieder der sympathischen kleinen Rohöl-Manufaktur Shell vor den Toren der Stadt danken. Ohne es zunächst an die große ­Glocke zu hängen, ließ Shell am  22. Juli in seiner Rheinland-Raffinerie in Godorf 450.000 Liter eines »Vorprodukts für Dieselöl« aus einem Leck ins Erdreich tröpfeln. War’s die vorschnelle Reaktion
auf bevorstehende Dieselfahr­verbote?

Die Bezirksregierung Köln jedenfalls, die nach jedem dieser Vorfälle routinemäßig aber mal so richtig dolle mit Shell schimpft, sah sich erneut vor vollendete Tatsachen gestellt. Denn an dieser Stelle sei zu erwähnen, dass Shell gern mal mit Events dieser Art sein Revier markiert. Die letzte vergleichbare Meldung war im Juli erst wenige Wochen alt. Ende April hatte es ein Leck gegeben. Der größte Shell-Coup stammt jedoch aus dem Jahr 2012, als über eine Millionen Liter Kerosin versickerten und Erdreich wie Grundwasser verseuchten.

Doch ist das Unternehmen, obzwar international operierend, auf die Weise doch ganz und gar von kölscher Art. Denn im Grunde ist Shell nicht anders als der gemeine kölsche Eventgänger und insbesondere Karnevalist, der ja auch gern wie beiläufig und nach alter Väter Sitte mal den Boden tränkt. Auch die schätzungsweise zehn Millionen Liter Kölsch — sozusagen ein »Vorprodukt für Piesel« — werden im Straßenkarneval direkt vom Fass nach kurzer Aufwärmphase durch ein Leck im Jeck dem natürlichen Kreislauf zurückgegeben. Bei diesem trockenen Sommer keine grundverkehrte Idee.

 Shell ist nicht anders als der gemeine Kölner Karnevalist

Den neuesten Schaden an der Shell-Raffinere in Godorf nahmen prompt einige Kölnerinnen und Kölner, darunter natürlich Touristen aus dem Umland, zum Anlass, um sich Anfang August zu einem Zoch vor den Werken in Godorf und Wesseling einzufinden. Knapp 100 Aktivistinnen und Aktivisten blockierten die Einfahrten der beiden Raffinerien im Norden und Süden der Stadt. Sie demonstrierten gegen die aktuelle Klimapolitik und damit ja fast schon zwangs­läufig für die Schließung der löchrigen Kölner Shell-Raffinerien. Und wie es sich für eine gute Sause gehört, rückte die Polizei an. Es blieb friedlich. Shell gab nicht den Partycrasher. Warum denn auch? Man habe »dasselbe übergeordnete Ziel wie die Klimaaktivisten«, aber man unterscheide sich in den Wegen dahin, teilte das Unternehmen mit. Fortsetzung der Party­reihe folgt.