Brauchte keinen Lockdown, um zu entschleunigen: Chilly Gonzales

Auf die Plätze …

Kaum zu glauben: Im September startet die Konzertsaison

War da was? Chilly Gonzales lässt sein Konzert im Tanzbrunnen am 31.8. damit ankündigen, dass er der Weltrekord-Halter für das längste Solokonzert ist (27 Stunden), dass er 2018 seine Solo-Piano-Trilogie abgeschlossen hat und jetzt mit einem neuen Programm die Bühne betreten wird. Das C-Wort fällt nicht. Ob er auf die Corona-Krise musikalisch reflektiert, was die Krise für ihn bedeutet hat — das soll offensichtlich keine Rolle spielen. Es geht um Musik, ums Auftreten, um die Performance. Punkt.

Und das dürfte überhaupt das Motto aller kommenden Veranstaltungen sein. Das Indie.Cologne-Fest (11.9., Odonien), Freedom Sounds (5.9., ebenfalls Odonien), die ­»Zivi­lisation der Liebe« (10.–12.9.,

St. Aposteln & Herz-Jesu), die ­reiheM für Avantgarde auf der Grenze zu Fluxus (2.und 16.9.), die »Brückenmusik« (4.–13.9., Deutzer Brücke) oder die Jazz-Konzerte im Wiedereröffneten Konzertsaal des Stadtgarten: All diese Konzerte und Festivals stehen nicht nur für das erhoffte Comeback von Live-Musik, sondern wollen vor allem unab­hängig von der Krise verstanden werden. Sie hätten so oder so stattgefunden.

Diese Unabhängigkeit zu be­­haup­ten, ja: auch Normalität, ist enorm wichtig. So pathetisch wie banal gesagt: Es ist gut, dass es weitergeht. Denn die Gefahr einer fortschreitenden Entfremdung ist, das steht zu befürchten, groß: Sind die Leute noch bereit, die mitunter nicht geringen Eintrittspreise zu bezahlen? Lassen sie sich auf Musikerlebnisse ein, die durch Hygiene­kon­zep­te streng reglementiert sind? Oder holen sie sich den wahren Thrill auf illegalen Konzerten und Raves? Und wie geht es ab Oktober weiter, wenn die Open-Air-Saison definitiv vorbei ist und die Grippesaison beginnt?

Bei aller Freude, von einem Comeback zu reden, ist wohl noch übertrieben. 80 Prozent der Konzerte finden weiterhin nicht statt. Mit Musikerinnen und Musikern aus den USA ist auf Monate hinaus kaum zu rechnen. Die Club-Szene liegt sowieso auf Eis. Hygienevorschriften ändern sich im Monatstakt.

Dennoch — kurz und dringlich: Jetzt ist der Moment rauszugehen und Musik zu hören. In echt.


In eigener Sache: Es gibt wieder eine reguläre Konzertvorschau! Dort stellen wir die hier erwähnten Veranstaltungen ausführlich vor. Weitere Ankündigun­gen finden sich als Tagestipps im Tages­kalender. Kurzfristiges kündigen wir online an.