Südafrika, 1981. »Moffie« von Oliver Hermanus

Queerfilmfestival

Die wichtigsten LGBTQI*-Filme des Jahres an sechs Tagen

»Uns gehört die Welt«, ruft die junge, aus dem Iran geflüchtete Banafshe in »Futur Drei«. Damit gibt sie auch dem diesjährigen Queerfilmfestival sein Motto, das mit diesem Film am 29. August eröffnet. Das halbautobiografische Regiedebüt von Faraz Shariat und seinem Kollektiv handelt von Parvis, einem jungen Exiliraner zweiter Generation. Der muss in der niedersächsischen Provinz nach einem Ladendiebstahl seine Strafe in einem Heim für Geflüchtete abarbeiten. Dabei lernt er Banafshe und deren Bruder Amon kennen, in den sich Parvis verknallt. Das selbst ernannte »aktivistische Popcornkino« über queere, migrantische Millenials ist ein Glücksfall und einer der aufregendsten Beiträge des Queerfilmfestivals, das an sechs Tagen zwölf Filme mit LGBTQI*-Themen zeigt — zum Teil als Deutschlandpremieren.

Das preisgekrönte russische Drama »Bohnenstange« etwa, das im vergangenen Jahr in Cannes für Furore gesorgt hatte, erzählt im Leningrad 1945 kurz nach dem Ende der faschistischen Belagerung vom Schicksal zweier Frauen — und einer höchst ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Mit seinem dritten Spielfilm »Moffie« erkundet Regisseur Oliver Hermanus (»Schönheit«) toxische Männlichkeit und Homophobie im südafrikanischen Militär zu Zeiten der Apartheid. Niemand darf wissen, dass Nicholas schwul ist, als er seinen zweijährigen Wehrdienst absolviert, wo »moffies« von den Kameraden brutal schikaniert werden. Das visuell bestechende Soldatendrama zeigt eindrücklich und verstörend, wie die von weißen Männern dominierte Gesellschaft Südafrikas alles Abweichende unterdrückt und eliminiert. In einer Männerwelt spielt auch »Der Prinz« von Sebastián Muñoz, der basierend auf einem Pulp-Roman vom Gefängnisalltag im Chile des Jahres 1970 handelt. Jaime ist erst 20, als er in einer durchzechten Nacht seinen besten Freund und seine heimliche Liebe ersticht. Im Knast nimmt ihn Porto, der Anführer, unter seine Fittiche und macht ihn zu seinem neuen »Prinzen«. In seiner überhöhten Inszenierung sexueller Hierarchien erinnert der Film an Genet und Fassbinder (»Querelle«) und zeichnet zugleich ein Bild Chiles dieser Jahre.

Das Queerfilmfestival findet parallel in elf Städten statt und füllt in Köln zumindest zum Teil auch die Lücke, die das Homochrom Festival seit 2018 hinterlassen hat, nachdem den Machern die öffentlichen Mittel gestrichen wurden. Auch wenn vor allem Previews von Filmen laufen, die später regulär im Kino anlaufen sollen, ist es eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick über einige der wichtigsten LGBTQI*-Filme des Jahres zu verschaffen.

 

Queerfilmfestival

Warm Up am 29.8. im Filmforum mit »Moffie« und »Futur Drei«, 2.9.–6.9. in der Filmpalette

queerfilmfestival.net