Baut das Scheißteil endlich!

Beim Keupstraßen-Mahnmal haben die Wünsche der Anwohner*innen Vorrang vor Investoreninteressen

Pressearbeit ist Krisenkommunikation in eigener Sache. Das gilt auch für die Stadtverwaltung. »Hat Henriette Reker ihr Wort gebrochen?«, fragte im September die Initiative »Platz für alle«, die sich für das Mahnmal an der Keupstraße einsetzt. Das Grundstück, auf dem das Mahnmal geplant ist, steht zum Verkauf und die Stadt wolle nicht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Damit sei der Bau des NSU-Mahnmals gefährdet. Einen Tag später kam die Antwort der städtischen Pressestelle. Alles okay, der potentielle Käufer habe eine feste Vereinbarung mit der Stadt geschlossen, dass auf seinem Grundstück ein Keupstraßen-Mahnmal gebaut werde — wann er es kauft, stehe jedoch noch in den Sternen.

Anders wäre es auch kaum gegangen. Es gibt einen Ratsbeschluss für den Bau des Mahnmals aus dem Jahr 2015, auch im Werkstattverfahren von 2016 über den Umbau des ehemaligen Mülheimer Güterbahnhofs, wo sich das Grundstück befindet, ist es festgeschrieben. Spätestens bei der Aufstellung eines Bebauungsplans wäre es hier sowieso zum Konflikt mit der Verwaltung und den zuständigen Gremien gekommen, der notfalls vor Gericht geklärt werden müsste. Dem beugen Stadt und Investor vor. Mehr aber auch nicht.

Denn ob das Mahnmal gebaut wird, ist gar nicht der Streitpunkt, sondern wo genau es gebaut werden soll. Stadt und Investoren wollten sich bislang nicht auf einen konkreten Standort festlegen lassen, die Initiative »Platz für alle« möchte gerne die Ecke von Keupstraße und Schanzenstraße bebauen. Begründet wird dies symbolisch: Das Mahnmal soll von dem Friseursalon zu sehen sein, vor dem 2004 die Nagelbombe des NSU explodiert ist. Aber hinter dem symbolischen Grund stecken auch materielle Interessen. Die Keupstraße lebt auch von denjenigen, die ins E-Werk oder Palladium auf Konzerte gehen und in den benachbarten Straßen arbeiten. Wenn in unmittelbarer Nachbarschaft eine neue Wohn- und Geschäftsstraße entsteht, könnten diese Besucher*innen von der Keupstraße weggelenkt werden.

Diese Ängste muss man ernstnehmen. Der Anschlag des NSU richtete sich gegen das Leben auf der Keupstraße in seiner ganzen ­Vielfalt. Dazu gehören auch der Late-Night-Kiosk und ein Dönerrestaurant. Wenn man mit einem Mahnmal deren Existenzgrundlage sichern kann, dann sollte man das tun.