Theater, Werkstatt und Wohnen in einem: KAT18 am Kartäuserwall, Foto: Dörthe Boxberg

Neue Mitbewohner gefunden

Das Hausprojekt Kat18 und das Theater der Keller einigen sich mit Stadt und Vermieter

Nach komplizierten Verhandlungen und offenem Streit haben das Wohnprojekt mit Hausbesetzer-Vergangenheit am Kartäuserwall 18 und das heimatlose »Theater der Keller« nun eine gesicherte Zukunft. Vertreter der beiden Einrichtungen haben sich Ende August auf eine gemeinsame Nutzung der Räume im Innenhof verständigt. Möglich wird das, so die Beteiligten übereinstimmend, durch die Vorstände eines der größten deutschen Immobilienkonzerne.

Im Frühjahr 2019 sah es zunächst so aus, als müsste das Hausprojekt »Kat18« seine Gewerberäume aufgeben. Der Vermieter, die ehemals landeseigene und seit 2013 börsennotierte LEG Immobilien AG, hatte die Mietverträge gekündigt. Das »Theater der Keller« sollte stattdessen einziehen, der Gewölbekeller unter dem ehemaligen Brauerei-Komplex zum Vorstellungssaal ausgebaut werden. Im Dezember unterschrieb das Theater einen Vertrag für einen mittlerweile freigewordenen Raum und den Keller. Der Kulturausschuss des Rates bewilligte Zuschüsse für die Investitionen.

Für die LEG bedeutete das Mehreinnahmen. Denn die Miete für die Werkstätten, Ateliers und Büros im Hof war jahrelang begrenzt — eine Folge der öffentlichen Förderung, mit der der Umbau des ehemals besetzten Gebäudes Ende der 80er Jahre bewerkstelligt wurde. Die Verpflichtung lief im vorigen Jahr aus. Doch statt die Räume auf dem freien Markt zu vermieten, entschied sich die LEG, sie dem Theater anzubieten, und damit auf eine marktübliche Miete zu verzichten.

Damit handelten sie sich den Ärger der Bewohner des selbstverwalteten Hausprojekts ein. Sie wollten keine weiteren Räume aufgeben. Sie sahen ihre zugrundeliegende Idee — Wohnen und Arbeiten in einem Gebäude — gefährdet. Bezirkspolitiker und Ratsfraktionen setzten sich für den Erhalt der Nutzungen ein. Für den Theaterbetrieb sind aber Werkstatt, Probebühne und Lagerräume notwendig. Auch das Theater, nach dem Rauswurf aus einer Südstadtvilla auf der Suche nach einem neuen Spielort, erhielt politische Unterstützung.

»Am Anfang schien das unlösbar«, sagt Hans Mörtter. Der Pfarrer der benachbarten Lutherkirche wurde als Vermittler hinzugezogen. Die Einigung sieht nun so aus: Das Theater probt in Räumen im Bürgerhaus Stollwerck, kann aber zusätzlich Räume am Kartäuserwall nutzen. Zwei Werkstätten des Hausprojekts ziehen dafür in ein anderes Gebäude der LEG. Und das Unternehmen stellt den Bewohnern einen zusätzlichen Raum zur Verfügung. Die Miete dort und am Kartäuserwall wird künftig fünf Euro je Quadratmeter betragen.

Die Differenz zur bisherigen Miete finanziert die Stadt. Jörg Frank, scheidendes Ratsmitglied der Grünen und Vorsitzender des Finanzausschuss, hat sich frühzeitig dafür eingesetzt, dass nicht nur das Theater, sondern auch das Hausprojekt gefördert wird. »Es ist ein wirklicher Erfolg, dass wir die soziokulturellen Räume in einem immer schwieriger werdenden Immobilienmarkt sichern konnten«, sagt er.

»Anstrengend, aber kreativ« nennt Intendant Simon Keller die gefundene Lösung, die trotz der ins Stollwerck ausgelagerten Probebühne die beste sei. Muriel Gonzales, eine der Bewohnerinnen, freut sich über die Laufzeit der neuen Mietverträge über 20 Jahre. Die Bewohner entscheiden zudem über die Nachmieter, sollte einer der Räume frei werden. Die Vorstände der LEG seien ihnen offenbar wohlgesonnen gewesen.

Die LEG nimmt die Einigung zum Anlass für eine Pressemitteilung. »Solche Räume wie das Objekt am Kartäuserwall 18 machen wirkliche Urbanität aus. Ich freue mich sehr, dass wir dazu beitragen konnten, ein Stück der Identität der Südstadt langfristig zu erhalten«, lässt sich Volker ­Wiegel, Manager der LEG, zitieren. Gonzales vermutet, dass das Un­­ternehmen nicht zuletzt sein Image verbessern möchte. »Eigentlich sollten die das aber immer so machen.«