Prägte viele Œuvres: Karin Schöning

Edimotion

Das Festival für Filmschnitt und Montagekunst ehrt Karin Schönings Lebenswerk

Filmplus heißt jetzt Edimotion. Abgesehen davon ändert sich am Festival wenig. So gibt es auch weiterhin den Preis für ein Lebenswerk — der Ehrenpreis Schnitt geht in diesem Jahr an die Schnittmeisterin Karin Schöning. Des Festival verweist auf Schönings Mitarbeit an mehreren Werken, die sich heute als Zentralstücke einer losen Chronik über das Ende der DDR und die Folgen ihres Beitritts zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD betrachten lassen. Darunter sind Andreas Voigts und Gerd Kroskes »Leipzig im Herbst« (1989), Heinz Brinkmanns »Ich sehe hier noch nicht die Sonne« (1990), Brinkmanns und Jochen Wisotzkis »Komm in den Garten« (1991) oder Brinkmanns und Karl Heinz Lotz’ »Moment musical 92« (1993). Man könnte noch Dieter Schumanns »flüstern & SCHREIEN« ­

(1988) dazurechnen. Der birst rückblickend vor Umbruchsahnungen, auch wenn das vielleicht pure Projektion ist. Mit den genannten Titeln hat man bereits zwei der Filmemacher genannt, deren Œuvres stark durch Schönings Schaffen geprägt wurden: zum einen Heinz Brinkmann, zum anderen Gerd Kroske. Edimotion hebt zudem massiv auf Thomas Heise ab. Das scheint ein wenig übertrieben, da Schöning nur unregelmäßig und an vergleichsweise wenigen seiner Werke mitgearbeitet hat — vor allem im Vergleich zum 2019 verstorbenen Brinkmann. Mit dem kooperierte Schöning spätestens seit 1979, da drehte sich ihre Zusammenarbeit um seine Episoden der von Rolf Schnabel konzipierten TV-Serie »Auferstanden aus Ruinen. Stationen unserer Revolution«.  Ein Blick auf dieses Staatsfeierstück aber auch auf andere offiziellere Arbeiten der 1970er wie die Kollektivarbeit »Weggefährten. Begegnungen im 25. Jahr der DDR« (1974) unter der künstlerischen Leitung Schnabels oder dessen »Die KPD. Eine Dokumentation zum 60. Jahrestag der Kommunistischen Partei Deutschlands« (1979) lassen in ihren Brüchen erahnen, dass die DDR damals auf dem Weg zu sich selbst war — Brigitte Reimanns mittlerweile quasi sprichwörtliche »Ankunft im Alltag« —, womit eine gewisse Zersplitterung der Bevölkerung entlang individueller Befindlichkeiten einherging. Interessant in dieser Hinsicht ist auch Brinkmanns »DEFA KINOBOX [Jg. 1987 / Nr. 57] — Ostseebox«. Was nach den ersten Wendejahren kam, ist Solidaritätsarbeit. Solidarität mit ihren Filmschaffenden, soweit sie tätig blieben, aber auch mit all denjenigen, die kulturell in der Berliner Republik nicht passen (wollen). Wodurch sich letzte Reste jener DDR im Alltag dieses Landes offenbaren.

Infos: edimotion.de