Bezugsfertig sieht anders aus: Ersatzgebäude für das OMZ in Deutz, Foto: Dörthe Boxberg

Mangelverwaltung

Die Stadt hat AZ und »Obdachlosen mit Zukunft« Angebote gemacht. Die Initiativen ­lehnen ab

 

Köln hat ein Problem. Es mangelt an Flächen — für neue und bezahlbare Wohnungen, für schönere Plätze und selbstverwaltete Räume. Diese Erfahrung mussten zwei Kölner Initiativen in den vergangenen Wochen machen, die gerade mit der Stadtverwaltung verhandeln, um eine Perspektive für ihre Einrichtungen zu finden.

Das Autonome Zentrum (AZ) ist eine davon. Im Moment ist es in einem städtischen Gebäude in der Luxemburger Straße untergebracht, das sich für ein Autonomes Zentrum bestens eignet. Es liegt zentral, ist gut mit der KVB erreichbar, es gibt keine Nachbarn, die sich belästigt fühlen könnten, und viele Räume, die dank der Renovierungen der Organisator*innen so aussehen, wie ein AZ auszusehen hat. Noch bis 2021 darf das AZ dort bleiben, so steht es im Mietvertrag mit der Stadt Köln. Dann soll das Gebäude abgerissen werden, weil die Stadt plant, an dieser Stelle den Grüngürtel zu erweitern. Die Verwaltung sucht deshalb einen Ersatz für das AZ. Nach einem alten Fort zwischen Mülheim und Holweide, das aber zu weit draußen und mit Bus, Bahn und Fahrrad kaum zu erreichen ist, unterbreitete sie im Oktober einen neuen Vorschlag. Das AZ sollte an die Herkulesstraße umziehen, was immerhin zentraler liegt. Der Nachteil: Das angebotene Gelände ist der Parkplatz einer Unterkunft für Geflüchtete. Ein Haus, etwa um die Obdachlosenküche dort weiter zu betreiben, gibt es nicht. Die Stadtverwaltung bot den AZ’ler*innen an, dort Container aufzustellen — das AZ lehnte ab (ob dankend, ist nicht bekannt). Das AZ-Team setzte daraufhin eine Frist. Bis zum 13. November soll die Stadt einen neuen Vorschlag machen: »No more pillepalle« schreibt es auf Twitter.

Die »Obdachlosen mit Zukunft« (OMZ) waren diplomatischer. »Wir hoffen sehr«, schreiben sie in einem Offenen Brief an OB Henriette Reker, dass »für das selbstverwaltete Projekt ein geeignetes Gebäude gefunden wird«. Im Moment besetzt das OMZ ein Bürogebäude in Bayenthal, wo ehemals Obdachlose, Wanderarbeiter*innen und Studierende wohnen. Engagierte Kölner*innen wie der evangelische Pfarrer Hans Mörtter unterstützen die Initiative. Aber das Gebäude muss dem neuen Quartier Parkstadt Süd weichen, deshalb beschloss der Rat der Stadt im Juni, einen gleichwertigen Ersatz zu suchen.

Die Stadtverwaltung machte im August einen ersten Vorschlag: ein Mehrfamilienhaus in Deutz aus den 50er Jahren. Das OMZ lehnte ab. Das Haus sei teils von Schimmel befallen, außerdem lebten damals noch wohnungslose Menschen darin. Mittlerweile sind sie woanders untergebracht, teilte die Stadt im Oktober mit, außerdem sei das Haus »bezugsfertig hergerichtet«. Ein unabhängiges Architekturbüro sagte etwas anderes. Das Haus habe zwar »keine baulichen Mängel«, aber die Wohnungen müssten erst »in einen bezugsfertigen Zustand« versetzt werden. Das würde eine sechs­stellige Summe kosten, sagt das OMZ. Zuviel für ein Haus, das in zwei Jahren einem GAG-Neubau weichen soll, findet die Initiative —und lehnte ab. Es mangelt an Flächen in Köln. Aber auch an ernsthaften Angeboten.