Ausweitung der Knautschzone

Schlechte Stadtplanung macht es oft unmöglich, Abstand zu halten. Der Verwaltung fehlt der Mut

Diskussionen über die Verteilung von öffentlichem Raum in Köln enden oft mit einem vermeintlichen Totschlagargument: Köln sei eng, keine Residenzstadt wie Berlin, da könne man Platz eben nicht großzügig vergeben. Doch gerade wer wenig Platz hat, sollte eigentlich genau überlegen, wofür er ihn hergibt.

In der Corona-Pandemie ist Abstand das Gebot der Stunde, dafür steht der erste Buchstabe in den »AHA-Regel«. Um ausreichend Abstand zu wahren benötigt man Platz. An dem fehlt es in Köln an vielen beliebten Orten, weshalb die Stadt auf den dritten »AHA«-Buchstaben zurückgegriffen hat: Alltagsmaske. Seit Mitte Oktober ist es auf etlichen Plätzen und Straßen Pflicht, Mund und Nase zu bedecken. Am Rheinufer oder auf den beliebten Veedels-Einkaufsstraßen wie Neusser Straße, Venloer Straße oder Deutzer Freiheit. Die Gehwege dort sind schlicht zu eng.

Die Corona-Pandemie wirft ein Schlaglicht auf den schlechten Umgang der Stadt mit Flächen. In der Vergangenheit hat die Verwaltung versäumt, Köln menschenfreundlicher zu gestalten. Die lange Liste an Plätzen und Straßen, auf denen nun Maskenpflicht gilt, ist eine Liste von Orten, an denen die Stadtplanung Menschen schon vor Corona nicht genug Raum gegeben hat. In der Gegenwart fehlen der Verwaltung Flexibilität und Mut im Umgang mit öffentlichem Raum. Die Idee von Pop-up-Bike-Lanes drang im Verkehrsdezernat nicht durch. Die Verwaltung nahm bloß Parkplätze an Ehrenstraße und Eigelstein weg — das war schon vor Corona überfällig. Viele Einkaufsstraßen und Plätze sind umringt von Autoparkplätzen, die man nun freigeben könnte. Oder man könnte die Straßen für bestimmte Stunden des Tages oder bestimmte Tage der Woche sperren. Fuss e.V. benannte »Aktionsfelder für Kommunen in der Corona-Zeit«. Der Lobbyverband der Fußgänger forderte etwa, Gehzonen am Fahrbahnrand zu schaffen, wo Gehwege unter 2,50 Meter freie Breite haben, Fahrbahnen zu Lebensraum machen und Fahrbahngehen nicht zu ahnden.

Im Kampf gegen die Pandemie gibt es viele große Herausforderungen. Den öffentlichen Raum menschenfreundlich und virusfeindlich zu machen, ist ein vergleichsweise simples Werkzeug zur Pandemiebekämpfung. Es wäre ein Schritt zu einem lebenswerten Köln nach Corona. Man muss sich ja auch auf was freuen dürfen.