Hausgebackene Beats

Der Kölner HipHop-Produzent Glenn Astro meldet sich mit neuem Album zurück

Fünf Jahre ist es her, dass Glenn Astro mit seinem Debüt-Album »Throwback« auf dem dänischen Label Tartelet voll ins Schwarze traf. Das auf vielen Vintage-Samples fußende MPC-House-Album mit HipHop-Attitüde war genau der heiße Scheiß, durch den eine interessierte Hörerschaft dank Producer-Wunderkind, Multiinstrumentalisten und Astro-Partner Max Graef bereits vorbereitet war.

Doch war für Glenn Astro der virtuose Umgang mit Samples noch lange nicht das Ende seiner artistischen Fahnenstange. Mit »Homespun« liefert er ein Zweitlingswerk ab, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Eine Punktlandung deshalb, weil sie Astro als vollständig gereiften, eigenstän­digen Musiker zeigt.

Die elf Stücke auf »Homespun« sind meist gefühlvoll und muten introspektiv an, tragen aber nach wie vor den nötigen Schwung Jazz in sich. Die dichte, atmosphärisch verhangene Stimmung hüllt die rhythmisch komplexen Stücke elegant, während ihr kosmisch vertrackter Funk zum Kopfnicken einlädt. Ebenfalls neu an Bord: die Einsätze des Vokalisten Ajnascent, Schulfreund Astros: Sein bittersüßer Gesang, etwa auf dem melancholischen Titeltrack, handelt »vom Bedauern nicht genügend gewagt zu haben. Wenn man zu aufgibt. Aber auch davon, Verantwortung zu übernehmen und ehrlich sich selbst gegenüber zu sein«.

An anderen Stellen wiederum schimmert Glenn Astros Vorliebe für Oldschool-HipHop kräftig durch. Mit rhythmischem Fein­gefühl und einem detailreich ausgearbeiteten Instrumentarium macht er das Album zum kurzweiligen Hörerlebnis, changiert spielerisch zwischen den persönlichen Vocaltracks und futuristsichen Instrumentals. Ein intuitives Gefühl für Grooves abseits der gerade Linie ermöglichte es Astro, das Album in kürzester Zeit aufzunehmen: »Ich habe mir nur drei Monate gegeben, um das Album fertigzustellen. Andernfalls hätte ich meine Karriere nochmal überdenken müssen. Sonst würde ich jetzt wahrscheinlich selbstgemachte Kugelschreiber verkaufen«, gibt er zu Protokoll.

So ist am Ende doch noch alles gut gegangen. Denn auch wenn die finale Produktion rasch von Statten ging, ist sie doch das Ergebnis einer jahrelangen künstlerischen Reflektion und ständiger Weiterentwicklung. Ganz ohne Krücken wie die Vintage-Samples und Oldschool-Referenzen zeigt sich nun endlich, dass hinter Glenn Astro mehr als nur ein talentierter Beatfrickler mit Gespür für gute Grooves steckt, sondern ein richtig guter Musiker.

Tonträger: »Homespun« ist bereits auf Tartelet Records erschienen