Eindrückliche Bilder: »The Warden« von Nourollah Aziz-Mohammadi

Brennpunkt Kino

Das Iranische Filmfestival Köln zeigt eine alles andere als gleichgeschaltete Filmkultur

Einmal mehr zeugt das Programm von Visions of Iran davon, dass das iranische Kino gesellschaftliche Konflikte nicht scheut, obwohl es unter den Bedingungen eines fundamentalistischen Regimes entsteht. Regisseurin Narges Abyar erzählt in ihrem Spielfilm »When the Moon was Full« etwa von einer Terrormiliz im Süden des Irans. Ein junges Paar im Grenzgebiet zu Pakistan bemerkt nach der Hochzeit, dass sich der Bruder des Mannes zunehmend radikalisiert und sogar Anschläge organisiert.

In Nader Saeivars »Alien« geht die Bedrohung vermeintlich von staatlicher Seite aus. Ein Auto parkt tagelang vor einem Lebensmittelladen, darin sitzen zwei Männer, die die Straße beobachten. Paranoia greift um sich. Die Bewohner beginnen, im eigenen Leben und im Klatsch über das Leben der anderen nach Gründen für die Überwachung zu suchen. Der Film ist eine eindrückliche Momentaufnahme des Lebens im kurdischen Teil des Irans.

Hassan Khademi porträtiert in seinem Dokumentarfilm »Death and the Judge« den Richter Nourollah Aziz-Mohammadi, der in 45 Dienstjahren 4000 Menschen zum Tode verurteilt hat. Der Film zeigt den Richter am Ende seiner Laufbahn. Das Beharren auf die Amtspflichten und die Reflexion über den Tod durchdringen sich. Am Ende bleibt ein überraschend komplexes Bild von Aziz-Mohammadi. Nima Javidi widmet sich in »The Warden« den iranischen Gefängnissen, vorsichtshalber in der Zeit vor der Revolution von 1979. Ein Gefängnisleiter mit Aussichten auf Beförderung soll die Räumung einer alten Gefängnisfestung beaufsichtigen. Dann verschwindet einer der Gefangenen. Javidis Film lebt von den eindrücklichen Bildern der Strafanstalt und der umgebenden Landschaften. Die subtile Spannung des Films wird durch die Farbkomposition unterstrichen.

Ergänzt wird das Festivalprogramm um Ehsan Khoshbakhts Würdigung der Geschichte des iranischen Kinos. Sein Dokumentarfilm »Filmfarsi« beginnt mit der Thematisierung eines Schlüsselereignisses der zeitgenössischen iranischen Filmgeschichte: einem Bombenanschlag auf ein Kino, mit dem sich die Revolution von 1979 ankündigte. Mangels eines Archivs hat Khoshbakht seinen Film aus VHS-Kassetten der Filme montiert.

Do 26.11. bis So 29.11., Filmforum im Museum Ludwig.

Infos: iranian-filmfestival.com