In kritischem Einklang: DEFA-Film »Denk bloß nicht, ich heule«

Vergessene Handwerker und Virtuosen

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Die Kulturkirche Ost zeigt Frank Vogels »Denk bloß nicht, ich heule« (1965/90), ein wunderbar konzises DDR-Drama, das die existentiellen Fragen eines Kommunisten verhandelt, dem das Leben als Wert wichtiger ist als das Parteibuch. Vogel war jemand, der sich im kritischen Einklang sah mit seinem Staat, seinem Land — dazu gehört dieser Film genauso wie seine hervorragenden Mauer-Werke »… und deine Liebe auch« (1962) und »Materna«, die dritte Episode von »Geschichten jener Nacht« (1965), die beide den 13. August 1961 rechtfertigend nachvollziehbar machen. »Denk bloß nicht, ich heule« ist keineswegs subversiv — er kam nur un­gelegen und wurde daher in der DDR verboten. Hoffentlich kann man ihn irgendwann mal in Köln im Kontext des weiteren Schaffens des Regisseurs besser verstehen lernen.

Bei Taniguchi Senkichi muss man froh sein, wenn man überhaupt einen seiner Film zu sehen bekommt. In der Hommage des Japanischen Kulturinstituts anlässlich des 100. Geburtstags der Schaupiellegende Mifune Toshirô läuft sein fabelhafter Thriller »Snow Trail« (1947). Taniguchi entwickelte sich in der Nachkriegszeit zum vielleicht größten Action-Suspense-Virtuosen seiner Tage, dessen Meisterschaft jenseits von Japan nie gewürdigt wurde. Das einzige, was man kennt, ist seine Spionagereißer-Farce »Key of Keys« (1965) — weil Woody Allen ihn als Basis für seinen doofen »What’s Up, Tiger Lily?« (1966) benutzte.

Andere Regisseure würden selbst dann keines Blickes gewürdigt werden, wenn dauernd was von ihnen liefe. Gilles Grangier ist so ein Fall: ein französischer Filmhandwerker von den 40er bis in die 80er Jahre — wenn man seine TV-Arbeiten mitzählt. Am besten ist er immer dann, wenn er Spannung erzeugen durfte wie zum Beispiel in dem so vitalen wie melancholischen Polizeimelodram »Mantel der Nacht / Das Geheimnis der Dame in Weiß« (1958), das der Filmclub 813 zeigt. Jean Gabin will darin Nadja Tiller vor sich selbst retten — dass er dabei einen Drogenring sprengt, ist emotional Nebensache, wird aber nie nebensächlich erzählt. Grangier sagte später einmal, dass die Cinephilie erst wirklich zu sich selber finden wird, wenn sie die Handwerker seiner Klasse zu würdigen versteht. Davon sind wir heute weiter entfernt denn je.

Infos: kulturkirche-ost.de

jki.de

filmclub-813.de