Pssssssst statt Booooom

Der nächste Knaller

In Köln wird wieder über Feuerwerke an Silvester diskutiert. Ein Verbot wäre überfällig

Die Debatte wiederholt sich so regelmäßig wie ihr Anlass: Köln ­diskutiert über ein Böllerverbot an Silvester. Dieses Jahr stehe ­vieles auf dem Prüfstand, sagte Stadtsprecher Alexander Vogel Mitte November gegenüber dem WDR, »so auch die Silvesterfeuerwerke«. Die Verwaltung erwägt, private und öffentliche Feuerwerke zu verbieten.

Das Corona-Jahr bringt neue Argumente in die alte Diskussion. Die Kölner Krankenhäuser arbeiten dieser Tage an der Kapazitätsgrenze. Das Uniklinikum verschiebt derzeit 30 Prozent der geplanten, aber nicht notwendigen Operationen. In dieser Situation wäre jeder zusätzliche Patient eine Belastung. Laut Deutscher Gesellschaft für Handchirurgie werden in Großstadtkrankenhäusern im Schnitt 50 bis 60 Menschen mit schweren Handverletzungen eingeliefert — pro Silvesternacht. Hinzu kommen Verletzungen an Augen und Ohren. Zudem ist mindestens unklar, wie sich erhöhte Feinstaubwerte auf die Atemwegserkrankung auswirken. Es gibt erste Befunde, dass Luftverschmutzung die Sterblichkeitsrate durch Covid-19 erhöht. Und schließlich sind Feuerwerke auch Anlass für soziale Zusammenkünfte, die es derzeit zu meiden gilt.

Doch Silvesterfeuerwerke werden nicht erst seit diesem Jahr debattiert. Schon in der Vor-Corona-Zeit liebäugelten mehrere Städte mit einem Verbot. Ein Grund ist der Gesundheitsschutz. Laut Umweltbundesamt werden deutschlandweit in der Silvesternacht mindestens 4.500 Tonnen Feinstaub freigesetzt — 16 Prozent der Menge, die im gesamten Jahr im Straßenverkehr entsteht. Große Mengen Müll fallen an, hinzu kommen Probleme mit Vandalismus und Tierschutz. Immer mehr Menschen stört das. Bundesweit laufen Petitionen für Verbote von Silvesterfeuerwerken. In Köln haben im vergangenen Jahr mehrere Tausend Menschen »für ein friedliches Silvester« unterzeichnet.

Wenn Städte in den vergangenen Jahren Verbotszonen ausgesprochen haben, argumentierten sie meist mit dem Brand- oder Denkmalschutz. In Köln galt in den vergangenen Jahren ein Feuerwerks­verbot in Domnähe. Es wäre sinnvoll und überfällig, in diesem Jahr die Verbotszone für Böller und Raketen zu erweitern. Die zusätz­lichen Argumente, die die Pandemie liefert, hätte es längst nicht mehr gebraucht.