Sind gekommen, um zu bleiben: Anja Kolacek und Marc Leßle von »raum 13«

Verlust des Unwiederbringlichen

Anfang Dezember entscheidet das Gericht über die Räumungsklage gegen raum13

Eigentlich war alles klar. Beim »Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste«, jenem geschichtsträchtigen Industrie-Areal auf der Deutz-Mülheimer Straße 147, das von Anja Kolacek und Marc Leßle, dem Künst­lerpaar »raum13«, seit fast zehn Jahren in einen so verwunschenen wie spektakulären Kunst- und Ausstellungsort verwandelt wurde, waren sich im Frühjahr alle Ratsfraktionen einig.

Hier, wo einst der Otto-Motor erfunden wurde, soll ein Beispiel für innovative Stadtentwicklung entstehen, ein »Reallabor« als Experiment für die idealtypische Verbindung von sozialer, kultureller, klimafreundlicher Stadtentwicklung. Rund 400 Wohnungen könnten auf dem KHD-Gelände geschaffen werden unter Beibehaltung der historischen Substanz und einer diversen sozialen Struktur. Ateliers, Arbeitsorte, alles unter dem Leitbild von Kunst und Kultur — während im Umkreis bereits sämtliche alten Fabrikhallen von Großinvestoren abgerissen worden sind.

Im März traf der Rat die Ent­schei­dung, sein besonderes Vor­kaufs­recht zu nutzen, mit ungewöhnlicher Schnelligkeit und Geschlossenheit. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker liegt das Projekt offenbar am Herzen. Zudem haben »raum13« ein großes Unterstützernetzwerk mobilisiert, darunter der IHK-Präsident Ulrich Soénius, Architekt Paul Böhm und Denk­malpfleger Walter Buschmann.

Doch nun könnten die Mühlen der kommunalen Verwaltung trotz aller Einigkeit doch langsamer sein als die Investorenlogik: Am 4. Dezember sind Anja Kolacek und Marc Leßle vor Gericht geladen. Der Eigentümer des Geländes, Gottfried Eggerbauer, will die Räumungs­klage vollstrecken lassen. Das Recht ist auf seiner Seite: Die Kündigung seiner Mieter hat er bereits vor Monaten ausgesprochen.

»Hier geht möglicherweise etwas Unwiederbringliches verloren«, sorgt sich auch Uwe Schneidewind, der zehn Jahre lang das Wuppertaler Institut für Umwelt und Klima geleitet hat und nun seit wenigen Tagen der neue grüne Oberbürgermeister von Wuppertal ist. Er sieht das Projekt als Aushängeschild für Köln mit europaweiter Strahlkraft. Doch ohne eine gütliche Einigung mit dem Investor, der meistbietend verkaufen will, könnte »raum13«, die seit Jahren den unermüdlichen Motor des neuen Stadtentwicklungsansatz bilden, das Nachsehen haben.