Es werde Licht: In Köln werden Grünanlagen nur in Ausnahmefällen beleuchtet

Gedimmte Erleuchtung

Lichtverschmutzung ist für Stadtnatur ein Problem geworden. Köln will es technisch lösen

Der Winter ist die Jahreszeit der Stadtbeleuchtung. Je kürzer die Tage, desto bedeutsamer wird künstliches Licht. Seit Jahren werden Städte immer heller. Die sogenannte Lichtverschmutzung, die Aufhellung der Nacht durch Lichtquellen, nimmt zu und sorgt zunehmend für ökologische Schäden. Dass Lichtverschmutzung bisher nur selten als Umweltbelastung erkannt wird, kritisiert Danny Püschel. »Es gibt vielfältige Einflüsse in der ökologischen Betrachtung von Lichtverschmutzung«, sagt der Referent für Energiepolitik und Klimaschutz beim Nabu.

Lichtverschmutzung ist kein neues Phänomen. »Die gibt es seit der Industrialisierung. Die Lichtmengen sind aber seit der Einführung der LED-Lampen kritisch geworden«, erklärt Püschel. Bei der Beleuchtung werden aus Energiespargründen mittlerweile LEDs statt Glühbirnen eingesetzt. Das Licht hat eine eher weißliche Farbe und ist oft heller, vor allem in den Anfangsjahren der Technologie. Die künstliche Beleuchtung der Erde nimmt jährlich um etwa zwei Prozent zu. »Vor 30 Jahren wurden selbst historische Gebäude nicht dauerhaft beleuchtet, heute werden sogar Springbrunnen nachts beschienen«, sagt Püschel.

Lichtverschmutzung erreicht verschiedene Tiere und Pflanzen. Zum Beispiel sei mehr als die Hälfte der bestäubenden Insekten nachtaktiv, so Püschel. »Der Mond ist ihr Navigationsanker.« Wenn der verloren geht, nimmt die Bestäubungsleistung ab. Beleuchtung in der Nähe von Gewässern beeinflusse wiederum Fische. Auch Vögel werden von künstlichem Licht irritiert. »Über Städten liegt oft eine Lichtkuppel. Das stört Vögel in ihrem Zugverhalten massiv, weil sie hellen Orten ausweichen«, sagt der Biologe. Püschel sieht die Lösung nicht darin, dass man die Städte komplett abdunkelt: »Man kann den Effekt von Beleuchtungen haben und die drastischen Auswirkungen auf die Natur trotzdem reduzieren.«

Der Meinung ist auch Michael Kitzel. Der Leiter für öffentliche Beleuchtung beim städtischen Tochterunternehmen Rheinenergie verantwortet über 80.000 Leuchtmittel. Seit diesem Jahr hat Köln einen »Lichtmasterplan«, an dem Kitzel und die Rheinenergie mitgeschrieben haben. Die 90 Seiten seien ein Rahmenwerk für die städtische Beleuchtung, erklärt Kitzel. Darin spielt neben Aspekten der Stadtraumgestaltung, Verkehrssicherheit oder Reduzierung von Angsträumen auch die Ökologie eine Rolle. »Es ist ein Kompromiss: Der Mensch braucht Licht, aber wir müssen auch die Natur im Blick haben«, sagt Kitzel. So werden in Köln zwar Grünanlagen eigentlich nicht beleuchtet, aber es gebe auch Ausnahmen, etwa der direkte Zugang zu einer KVB-Haltestelle.

»Wir gestalten Beleuchtung bedarfsgerecht und naturfreundlich«, sagt Kitzel. Die Rheinenergie berücksichtigt viele Punkte, die sich Danny Püschel grundsätzlich von städtischer Beleuchtung wünscht: Das Licht wird stufenweise gedimmt, zielgerichtet gelenkt und ist mittlerweile eher warm. Doch auch in Köln, das zu den Städten zählt, die das Problem bereits angehen, könnte es noch mehr als zehn Jahre dauern, bis alle öffentlichen Lichtquellen einem naturschonenden Standard genügen. Die Rheinenergie erneuert die städtische Beleuchtung kontinuierlich, etwa drei bis fünf Prozent des Bestands werden pro Jahr gewartet. Nabu-Lichtexperte Danny Püschel kennt bis dahin einen Rat: »Die wichtigste Empfehlung klingt profan: Man lässt Beleuchtung weg, wo man sie nicht braucht.«