Die Museen verharren im amtlich verordneten Lockdown, er gilt bis 10. Januar. Machen wir uns nichts vor: Vermutlich wird er länger dauern. Die gute Nachricht für die diesmal noch stillere stille Zeit: Weder der Kauf noch der Besitz oder Gebrauch von Büchern und Kunstkatalogen fallen unter die Coronaschutzverordnung. Als verlässliche Stimmungsaufheller helfen sie beim genauen Hinsehen und Denken und Nach- und Weiterdenken — und sind weit mehr als bloßer Ersatz.

Auch zum Stichwort Köln wird man fündig. Eine schöne Einstimmung für die Warhol-Schau im Museum Ludwig (s.S. 84) ist der im Kölner Taschen-Verlag erschienene Band »Andy Warhol: Love, Sex, and Desire. Drawings 1950-1962« mit frühen Tuschezeichnungen Warhols. Auf dem Gabentisch der Eltern ein gewisses Risiko, findet sich doch unter den Aktzeichnungen anmutiger Männerkörper auch mal ein unverhohlener Blowjob, adressiert an die Liebste oder Freunde aber erfreut er als ästhetisch reizvolles Zeitdokument: die gezeichnete Selbstvergewisserung des werdenden Popstars als schwuler junger Mann.

StrzeleckiBooks, die coole kleine Bücherschmiede mit sicherem Gespür für feine Gestaltung, hat 2020 ein schönes und auch politisch zu lesendes Künstlerbuch mit Zeichnungen von Andreas Maus produziert. Maus hat sein Atelier im Kölner KAT 18 und legt gleich noch eine feine Edition drauf. Für Freunde der nahen Lieblingsprovinz hat Strzelecki Judith Röders druckfrische »Vulkaneifel« in Schwarzweiß auf Lager, entstanden aus einem KHM-Filmprojekt. Das digitale Kontrastprogramm liefert der Medienkünstler (und ebenfalls KHM-Absolvent) Achim Mohné mit seinen künstlichen Pflanzenparadiesen in betörender 3D-Gestalt. Die in seinem Buch versammelten Aufnahmen stehen in Bezug zu Mohnés Vegan-Scan-Print-Cook-Happenings und werden textlich begleitet von versierten Autor*innen wie Clemens Krümmel oder Harald Welzer. »DI_GI_TA_LIS« brachte Mohné den Deutschen Fotobuchpreis 2020 ein (Glückwunsch!) — wir lernen: die Zukunft digitaler Bildproduktion hat längst begonnen.

Man kann aber auch zurückblicken, um besser nach vorn zu sehen. Wie im Vogelflug von oben in die Stadt hineinzoomen, bis in die archäologischen Tiefen der Stadtgeschichte: Die Kölner Fotografen Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer haben mit »Köln von Anfang an. Leben | Kultur | Stadt bis 1880« die Vorgeschichten ihrer grandiosen Köln-Trilogie vorgelegt. Mit diesem kiloschweren Bilderbuch könnte man ungelogen die gesamten Weihnachtsferien verbringen: alte Stadtpläne, Stadtansichten, Architektur und Baukunst, Porträts prominenter und unbekannter kölscher Urahnen; römische, christliche, profane, bizarre Kunstwerke — 392 Seiten Antworten zur Frage, wie wir wurden was wir sind.

Für jene, die zum Jahreswechsel eine Auszeit von Dom und Kölsch bevorzugen, bleibt der Diskurs: »The Future of the Museum. 28 Dialogues« versammelt jene Gespräche, die der New Yorker Kulturstratege und Publizist András Szántó dieses Jahr während des Corona-Lockdown mit 28 Museumsdirektor*innen in aller Welt geführt hat. Ob als Buch oder als ebook: So erhellend und konkret wurde selten laut über die Zukunft der Museen nachgedacht in Zeiten, als Podiumsdiskussionen noch bedenkenlos in schlecht gelüfteten Räumen vor echtem Publikum stattfanden.

Doch, auch das kommt wieder, verspricht der Wandkalender 2021 aus dem Hause StrzeleckiBooks: »Things Are Getting Better«. Hoffnung in einem Satz, für 12 Monate, in 12 grafischen Variationen. Pro Kalender gehen 5 Euro Spende an die Besetzungen im Hambacher Forst. Frohes Neues allen da draußen und: Langweilet euch nicht.