Ende gut, alles gut!

Das »Happy End« ist keine Erfindung aus Hollywood, sondern aus dem Wiener Burgtheater

Irgendwann ist diese Pandemie vielleicht vorbei. Ein »Happy End« wird sie nicht haben, so viel steht schon jetzt fest. Doch anders als man es vielleicht vermuten könnte, stammt diese Erfindung, der glückliche Ausgang unter Küssen und Freudentränen, keineswegs aus Hollywood. Sondern aus Wien. Jahrelang mussten dort Theaterstücke von Shakespeare & Co umgeschrieben werden, auf dass sie dem Drama ein Ende setzten. Angeordnet per Dekret hatte das Kaiser Joseph II. Selbst unter Schwermut leidend, hatte er im Jahr 1776 bestimmt, dass alle auf den Bühnen der Stadt aufgeführten Stücke ein gutes Ende zu nehmen hätten.

Also schluckte Romeo kein Gift mehr und Julia nahm sich auch nicht mit seinem Dolch das Leben. Hamlet wurde nicht beim Duellieren von der Waffe getroffen, sondern setzte sich die dänische Königskrone auf den Kopf. Und Ophelia? Fiel ihm ganz und gar lebendig und überglücklich in die starken Arme. Die Liebe war perfekt und alle lebten zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. »Virtute et exemplo«, »mit Tugend und Beispiel« lautete schließlich auch der Wahlspruch des Kaisers.

Doch zwanzig Jahre später hielt das Morden auf der Bühne wieder Einzug. Schluss mit lustig, hieß es 1790, als Joseph II. kurz vor seinem 50. Geburtstag an Tuberkulose starb. In Windeseile wurde das Dekret zur Beendigung der Tristesse auf den Bühnen wieder abgeschafft – und manche geben dafür noch heute der ungesunde Ernährung des Kaisers die Schuld. Der »polyglotte Weltenbummler« und »Hasser des Adels« soll sich schon morgens mit eiskaltem Bier und fettem Bratfleisch für das Regiment gestärkt haben, bis sein Körper zu geschwächt war, um gegen das Leiden anzukämpfen. Gemeint ist die Tuberkulose, doch damals wie heute bringt auch der Zustand der Welt einen gehörigen Schmerz mit sich. Wären Romeo und Julia doch bloß ein Liebespaar geblieben – und alles Übel dieser Welt sei ein für alle Mal verdammt.