Bodenschätzen auf der Spur: »Detectorists«

Britische Serien bei Arte

Hobby-Schatzsuchende und Variationen einsilbiger Höflichkeit

Je mehr man die üblichen US-Streamingdienste nutzt, desto mehr fällt auf, wie groß die Lücken in ihrem Angebot sind. So bleibt zum Beispiel die Suche nach hochgelobten britischen Comedy-Serien oft erfolglos. Auch in dieser Hinsicht erweist sich die Arte-Mediathek zurzeit als Fundgrube: Unter mehreren BBC-Produktionen, die dort verfügbar sind, finden sich nicht zuletzt zwei Sitcoms, die bei den wichtigsten britischen Fernsehpreisen in zentralen Kategorien prämiert wurden.

»Detectorists« handelt von Hobbyschatzsucher*innen, die jede freie Minute dazu nutzen, mit Metalldetektoren über die Wiesen und Felder der ostenglischen Provinz zu streifen. Das bietet Anlass zu einer milden Ironie, die nie narzisstisch wirkt, obwohl Mackenzie Crook, der neben Toby Jones eine der beiden Hauptrollen spielt, die Serie auch geschrieben und inszeniert hat. Dabei bestimmt der wortkarge, gemächliche Zeitvertreib der Figuren sowohl die lockere durchgehende Handlung als auch den Erzählton und -rhythmus, sodass in jeder Episode Raum für lyrische Landschaftsimpressionen bleibt.

Im Gegensatz dazu beschränkt sich der Handlungsort von »Mum« fast ausschließlich auf eine Doppelhaushälfte, in der die verwitwete Protagonistin mit ihrem erwachsenen Sohn sowie dessen Freundin wohnt und regelmäßig Verwandte bewirtet. Dabei dient die Überzeichnung der Nebenfiguren offenkundig dem Zweck, der selbstlosen Aushilfslehrerin Cathy immer wieder neue Anlässe zu geben, um die egoistische Dummheit ihrer Mitmenschen mit der denkbar sanftesten Nachsicht zu beantworten. Hauptdarstellerin Lesley Manville gewinnt dem Thema einsilbiger Höflichkeit mehr Variationen ab, als man sich vorstellen kann. Die warme Präzision ihres Spiels wird aber noch von Peter Mullan übertroffen, der als heimlich verliebter Jugendfreund überrumpelte Sprachlosigkeit immer wieder neu durchdekliniert.

Wer Genreabwechslung will, kann indes »Criminal Justice« wählen: In dem Fünfteiler wacht ein naiver junger Kerl (Ben Whishaw) nach nächtlichen Eskapaden neben der Leiche einer Frau auf — ohne sich zu erinnern, ob er ihr Mörder ist. Im Vergleich zum mehr als anderthalb Mal so langen US-Remake »The Night of« fällt auf, dass die Vermischung der Film-Noir-Konstellation mit Elementen des Gerichts- und Gefängnisdramas in der zugespitzten Kompaktheit noch saftiger wirkt. Umso erstaunlicher, dass — neben Reflexionen, die auf die Hautfarben der Beteiligten abheben — auch noch Raum für Seitenhiebe auf den Austeritätswahn im öffentlichen Dienst bleibt.

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