Eben noch prekär, jetzt schon ruiniert: Kulturschaffende im Lockdown, Foto: Dieter Jacobi

Demnächst Verteilungskämpfe

No Future für die Kultur? Künstler*innen befürchten enorme Einsparungen

Irgendwann werden die Gelder, die gerade in die Sofort-Hilfeprogramme fließen, eingespart werden müssen. Das zumindest ist die Befürchtung, die gerade viele Kulturarbeiter*innen umtreibt. In München ist sie bereits zur Gewissheit geworden. Der Kulturhaushalt für 2021 wurde eingedampft: 15 Millionen Euro weniger, dazu Stellenkürzungen. Es ist das erste negative Signal, das nach dem Lockdown in die Öffentlichkeit drang — und das umgehend Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) auf den Plan rief. Sie warnte die Kommunen davor, ihre Haushalte nach der Corona-Krise auf Kosten der Kultur zu sanieren. Man könne »mit Fug und Recht erwarten«, dass sie beim Kassensturz nicht ausgerechnet Theater und Museen bluten ließen, sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Doch die Angst ist dennoch groß vor dem, was nach der Corona-Krise noch auf die Kultur zukommt. »Es wird zu Verteilungskämpfen kommen«, prognostizierte der Regisseur Ersan Mondtag in seiner »Rang  1«- Kolum­ne im Deutschlandfunk, und auch Amelie Deuflhard, Intendantin der Kampnagel-Kulturfabrik, appelierte in Richtung der Kommunen: Sie hoffe, diese seien »klug genug zu sehen, dass es sich nicht lohnt, bei Kunst und Kultur einzusparen«. Schließlich hätten die corona-bedingten Schließungen schon gezeigt, wie unattraktiv Städte ohne Museen, Theater und Opern wären.

Trotz aller Sorge um die Zukunft der Kulturhaushalte wirkt die Petition, die nun eine Initiative von Kulturschaffenden ins Leben gerufen hat, wie ein verzweifelter Marketing-Stunt: Die Kultur soll als »kollektives gesellschaftliches Interesse« im Grundgesetz verankert werden. Die Liste der Unterzeich­ne­r*innen liest sich wie ein Who is Who des Kulturbetriebes: Der Filmemacher Wim Wenders ist dabei, genau wie der Berliner Kultursenator Klaus Lederer und die Inten­dant*innen-Riege verschiedener Häuser. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Förderung der Kultur eine freiwillige Aufgabe der Länder sei, heißt es in der Petition. Mehr als 12.000 hatten zu Redaktionsschluss unterschrieben. Doch wie groß ihr Erfolg sein wird, ist fraglich. Denn schon im Juni 2020 kam der wissenschaftliche Dienst des Bundestages zu dem Schluss: »Da es dem Bund weitestgehend an Kompetenzen für die Kultur fehle und der Großteil der Länder eigene Bestimmungen habe, sei eine solche Erweiterung des Grundgesetzes wenig sinnvoll.«