Außen hui, innen pfui: Oper am Offenbachplatz

Völlig verbastelt

Das Debakel um die Sanierung der Bühnen hat Überlänge

Einer der größten Bauskandale steht seit rund zehn Jahren mitten in der Stadt. Dabei beginnt die Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz 2011 euphorisch. Mit einem Bürgerbegehren war der Abbruch des maroden Schauspielhauses verhindert und dessen Sanierung durchgesetzt worden, obwohl schon Pläne für ein neues Schauspielhaus vorlagen. Abbruch und Neubau der ebenfalls maroden Oper waren hingegen nie geplant; sie gilt als Meisterstück des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn. Die Sanierungen waren insgesamt mit rund 250 Mio. Euro veranschlagt. Ende 2015 sollte alles fertig sein. Dann aber wurde wenige Monate vor der geplanten Eröffnung alles  abgesagt, und es reihte sich eine schlechte Nachricht an die nächste, bis heute. 

Ende Januar sagten OB Henriette Reker und Bernd Streitberger, Technischer Betriebsleiter der Bühnen, dass man nun mit Kosten von bis zu 644 Mio. Euro rechne. Hinzu kommen Finanzierungskosten von schätzungsweise 260 Mio. Euro. Das wären mehr als 900 Mio. Euro — ohne die Kosten, die durch das ­Interim im Deutzer Staatenhaus und dem Carlswerk in Mülheim anfallen.

Streitberger nannte noch einmal als hauptsächlichen Grund die bisher in der Oper installierte Haustechnik, die völlig »verbastelt« gewesen sei, als er 2016 antrat. Seit Jahren läuft eine juristische Auseinandersetzung mit dem damals zuständigen Ingenieurbüro. Die Planungen für neue Haustechnik und entsprechende Ausschreibungen hätten viel Zeit in Anspruch genommen und seien auch für einen Großteil der Kosten verantwortlich, so Streitberger. Nun aber könnten die Arbeiten daran wieder aufgenommen werden. 2024 wolle man fertig sein.

Angesichts dieser Nachrichten bringt die SPD erneut die Aufgabe des Projekts und den Verkauf des Areals ins Spiel, erntet dafür aber weitgehend Kopfschütteln. Zu viel Geld ist bereits investiert worden. Allerdings: Wie sehr hat Köln eine repräsentative Oper in der zurückliegenden Dekade gefehlt? Nach Meinung der Kritiker eines Weiterbaus lässt sich auch im Interim zeitgemäß inszenieren und zudem ein jüngeres Publikum erschließen. Doch ein Baustopp brächte neue juristische Probleme und auch neue Kosten. Die SPD will »Alternativen prüfen« — bloß welche? Die SPD bezweifelt auch Streitbergers Analysen. Doch dessen Expertise stellt sonst kaum jemand in Frage. Sein Vertrag läuft bis Ende 2022. Ob der Technische Betriebsleiter bis zur Eröffnung weiterarbeiten kann, entscheidet sich bei den Vertragsverhandlungen im kommenden Jahr. Streitberger wollte wohl.