Spiele ohne Spaß

Auch ohne Olympia kann man an Rhein und Ruhr in Wohnungsbau und Schienen investieren

Dass Olympische Spiele an Rhein und Ruhr eine gute Idee sind, glauben die Organisator*innen selbst nicht so ganz. Denn in ihrer Bewerbung kommt all das nicht vor, was trotz des notorisch korrupten Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der beträchtlichen Kosten für die ausrichtenden Städte und die Umwelt dann doch jedes Mal Spaß an einer Olympiade macht: eine ­verkitscht-bombastische Eröffnungsfeier, Weltrekorde und ­verschwitzte Athlet*innen, die vor Freude weinen.

Stattdessen wirbt Rhein-Ruhr-2032 mit Nachhaltigkeit, Effizienz und einem massiven Investitionsschub für die Region — »nicht für Olympia, sondern durch Olympia«, wie es auf ihrer Website heißt. Eine Olympiade als Trojanisches Pferd für dringend notwendige Investitionen ist jedoch die Antwort auf ein hausgemachtes Problem. Denn die verschiedenen Landesregierungen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten unisono verkündet, dass sie lieber »den Haushalt konsolidieren« oder die »Schwarze Null anpeilen«, anstatt in ÖPNV, öffentlichen Wohnungsbau oder leistungsfähige Digitalnetze zu investieren. Von dieser ideologischen Linie abzuweichen, verlangt in ihrer Eigenlogik nach außergewöhnlichen Legitimationen. Ein einfacher Bedarf gehört nicht dazu, aber Olympische Spiele — das ist was anderes. Dabei zeigen etwa die Reaktionen auf den Leserbriefseiten und in den Sozialen Netzwerken, dass es für viele Bürger*innen kein Problem ist, auch ohne Olympia 2032 neue Wohnviertel zu bauen oder den Schienenverkehr durch Digitalisierung schneller zu machen. Die beteiligten Kommunen und das Land NRW könnten diese Ziele trotzdem weiterverfolgen. Der Dank Zehntausender Berufspendler dürfte ihnen gewiss sein.

Michael Mronz, Leiter der Rhein-Ruhr-Initiative für Olympia, sowie die NRW-Landesregierung und die Bürgermeister*innen der beteiligten Kommunen verfolgen dessen ungeachtet eine Bewerbung für das Jahr 2036. Olympische Spiele in Deutschland — 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin und Garmisch-Parten­kirchen? Das halten viele für keine gute Idee. Mit einer Bewerbung könne man zeigen, was sich seitdem verändert habe, hielt OB ­Henriette Reker in einem Interview dagegen. Dabei würde auch das ohne Olympische Spiele viel deutlicher. Schließlich würde man in Deutschland mit einem Verzicht auf eine weitere Bewerbung auch signalisieren, Sport nicht mehr für politische Zwecke instrumentalisieren zu wollen. Und das wäre wirklich ein Fortschritt.