Ein Stadion hätten wir schon: ESV Olympia in Nippes

Olympiareife Ausflüchte

Trotz der Schlappe bei der Bewerbung für Olympia 2032 hält Köln an den Spielen fest

Fehlenden Humor kann man Michael Mronz nicht nachsagen. Es stünde »2:4 in der 85. Minute«, verkündete der Sportmanager Anfang März in gleich mehreren Zeitungen. Olympia Rhein-Ruhr 2032, das Projekt, das er seit einigen Jahren verfolgt, werde »erst nach dem Abpfiff vom Platz gehen«.

Der Rest der Sportwelt hat diesen Abpfiff jedoch längst gehört. Ende Februar gab die Evaluierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bekannt, dass das IOC mit der aus­tralischen Stadt Brisbane in Verhandlungen über die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2032 treten solle. Am Abend des gleichen Tages erklärte auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dass er sich nicht an einer »weiteren Dialogphase« beteiligen würde. Das bedeu­tet konkret: Mronz’ Privatinitiative, die die Rückendeckung der NRW-Landesregierung sowie vieler ­Kommunen, darunter Köln, hatte, ist gescheitert. Nur im äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass ­Brisbane seine Bewerbung zurückzieht, hätte Rhein-Ruhr 2032 wieder Chancen.

Kurz zuvor hatten die Organisa­tor*innen noch ihren Fahrplan für die nächsten Monate vorgestellt, inklusive einer Bürgerbefragung im Rahmen der Bundestagswahl Ende September.  Dementsprechend schlecht war die Stimmung zwischen der Rhein-Ruhr-Initiative und dem DOSB, die sich gegenseitig Vorwürfe machten, die je­­weils andere Seite nicht ausreichend informiert oder unterstützt zu haben.

Denn aufgeben wollen die Organistor*innen von Rhein-Ruhr 2032 nicht. Bereits kurz nach dem Vorentscheid beschlossen sie, die Initiative fortzuführen. Als OB könne sie das mittragen, erklärte Henriette Reker im Interview mit Radio Köln, weil die Bewerbung mit einer Modernisierung, Digitalisierung und Infrastrukturerneuerung einhergehe, »die sonst gar nicht möglich wäre.« Reker träumt von Impulsen für den Wohnungsbau und einem olympischen Medienzentrum in Köln. Bislang bleiben die Pläne dafür jedoch vage. Der Standort für das Olympische Dorf, in dem 17.500 Athlet*innen wohnen sollen, ist ebenso unbekannt wie der des Olympiastadions, wobei hier gerüchteweise das Rhein­­­energiestadion Chancen haben soll. Die Bahn gab zwar bekannt, bis 2030 12 Milliarden in die Digitalisierung der Bahnstrecken an Rhein und Ruhr zu investieren, jedoch unabhängig von Olympia. Lediglich das Land NRW will an seinem Förderprogramm von 300 Millionen für marode Sportanlagen festhalten, obwohl es mit der Volksabstimmung für Olympia verknüpft ist. Ob diese weiterhin im Herbst stattfindet, ist ebenso unklar.

In der Kölner Politik hält man sich zur Olympiabewerbung bedeckt. Selbst in der Bündnisvereinbarung von Grüne, Volt, und CDU taucht das Thema nicht auf. Im Landtag hatten CDU, FDP, SPD und Grüne die Bewerbung unterstützt. In Köln fordert bislang lediglich die Linke das »endgültige Aus« für Olympia — der Grund: die Kosten. Dabei gäbe es ja noch einen zweiten. Die nächsten Olympischen Spiele, für die sich Rhein-Ruhr bewerben könnte, finden 2036 statt. 100 Jahre nach den Nazispielen von Berlin und Garmisch-Partenkirchen.